Text: Stefan Killer, 21. Februar 2018

Born Ruffians ist ein Trio mit tragikomischer Geschichte: Nachdem es zu Beginn seiner Karriere mit ebenerdigem Rock & Roll schnell durch die Decke gegangen war, stieg prompt Gründungsmitglied und Schlagzeuger Steve Hamelin aus. Danach glätteten die Born Ruffians ihre Ecken und Kanten, gingen mit großen Namen verwandter Genres und drei Alben im Gepäck weltweit erfolgreich auf Tourneen, um letztlich in der musikalischen Sinnkrise zu landen. Zum Glück ist Hamelin für das neue Album zurückgekehrt – und mit ihm die eine oder andere Ecke.

Bevor aber „Uncle, Duke & the Chief“ vergangenen Freitag erschien, hatte das kanadische Trio nach und nach eine Videotrilogie veröffentlicht. Sie erinnert nicht nur musikalisch sondern auch optisch an die Exzentrik David Bowies und gibt so die Ästhetik des Albums gut wieder. Verlustangst vermengen Born Ruffians mit Lebensfreude, punkig treibendes Schlagzeug mit Akustikgitarre („Miss You“). Auf „Uncle, Duke & the Chief“ schmiegt sich in guter, alter Rockmanier der obligatorische Federhall des Gitarrenverstärkers genauso charmant an die warmen Chorklänge wie die hallenden Klatscher auf 2 und 4 („Fade to Black“).

Nicht einmal das verträumte „Love Too Soon“ mit seinen minimalistischen Pfiffen wirkt kitschig, im schlechtesten Fall eher wie ein überzogen ironisches Artrockstück. „Uncle, Duke & the Chief“ ist voll von solchen kleinen großen Momenten. Das Trio besinnt sich damit wieder auf die Ebene zwischen Pophits im Sixties-Gewand und grober Punkattitüde. Selbst dann, wenn einem das Retrogehabe zu viel werden kann, bleibt der Eindruck: Mit „Uncle, Duke & the Chief“ haben die neuen alten Born Ruffians neun Songs – und drei Videos – aufgenommen, mit denen sich nachhaltig Sinnkrisen meistern lassen.

27/05/2018 Aachen – Musikbunker
28/05/2018 Dortmund – Sissikingkong
29/05/2018 Hamburg – Hafenklang
30/05/2018 Berlin – Musik & Frieden
01/06/2018 Erfurt – Franz Mehlhose
02/06/2018 Darmstadt – Bedroomdisco

VÖ: 16. Februar 2018 via Paper Bag Records