Text: Jan-Frederic Goltz, 06. März 2017

Wow. Was für ein wahnsinniger Albumtitel. Was ist das für ein Bandname? Byul.org. Eine Internet-URL? Tatsächlich. Marketingstrategie? Vielleicht ist das so, wenn eine Designagentur auf die Idee kommt nach Feierabend bis tief in die Nacht Musik zu machen: „Selected Tracks For Nacht Dämonen“ versammelt die zwischen 2000 und 2007 entstandenen Lieder, die bereits im Printmagazin „Monthly Vampire“ nach und nach auf CD veröffentlicht wurden.

Markus Acher (The Notwist) höchstpersönlich hat dreizehn, angeblich aus der Drogenszene, Dancefloorkultur und LGBT-Bewegung Koreas inspirierte Titel selektiert und überaus gelungen zusammengestellt. Größtenteils geht es musikalisch schemenhaft und düster daher. Wie man es sich bei Dämonen eben vorstellt. Doch auch Monster kann man gern haben – man verliebt sich sich sofort in die eingängige Melodie und das Roland CR-78 angehauchte Drumpattern von „Just Let Them Kill Each Other“, sofern man eine gewisse Aphex Twin Affinität besitzt. Oder in den rauen 80er Jahre Electro Wave Song „AFKN“, mit seiner „snappy“ Snare, den wunderbaren Synth-Stabs, sowie die wie durch Funkgeräte gesprochenen Vocals, von denen man leider kein einziges Wort versteht. Oder, oder, oder – es gibt unendlich viel zu entdecken: Diskokugeln funkeln bei „Friday Night“, Dämonen gehen Freitags scheinbar tanzen und Shoegaze-Gitarren spielen in „20thcenturyofmeandyou“ fast schon nach My Bloody Valentine Manier unter viel Noise versteckte Melodien. Und plötzlich ist man mitten drin in hörspielartigen Geräuschkulissen, wie in „City Made Of Lights“.

Ein Album, das einen oft rätselhaft zurück-, aber nicht wieder los lässt. Man munkelt übrigens, dass sich das verschrobene Electronica Quintett in einem kleinen Dichterzirkel beim Saufen kennengelernt hat. Unterschreibe ich sofort und ich möchte hiermit Teil einer Dämonen-Bewegung sein.

VÖ: 10. März 2017 via Alien Transistor