Text: Oliver Schröder, 17. Juli 2017

Fifty Shades of Krach: Wie es sich anhört, wenn Post-Punk-Gitarrenmelodien durch die Noiserock-Turbine gedreht werden, kann sich der geneigte Hörer auf „Sodium“ kleinteiligst vorführen lassen. Beim ersten Durchgang wird einem durch die Wucht des Vortrags erst einmal der Atem genommen. Sie lassen es an allen Ecken und Enden krachen. Das Trio (Drums/Vocals, Gitarre, Bass) hält dabei sich nicht lange mit Verzierungen und Experimenten auf.

Dasher sind, oberflächlich betrachtet, eine geradezu altmodische Rockband, mit schnörkellosem Druck nach vorne. Blickt man aber tiefer in die unermüdlich rotierende Waschtrommel, kommen Farben und Texturen in der grauschwarzen Ladung zum Vorschein. Und die sind bunter, als zunächst angenommen. An vielen Stellen erinnert die brachiale Violenz der Gitarren an Shoegaze nach Art von My Bloody Valentines „Isn’t Anything“, nur ohne jegliches bisschen Melancholie oder erleichternde Süße. Für „Soviet“ wurden Bubblegum-Pop-Gitarrenriffs bis zur Unkenntlichkeit verzerrt und auch radioaktiv verstrahlte Einflüsse von Sonic Youth lassen sich hier und da erkennen.

„Sodium“ bleibt aber zu jeder Zeit Noiserock. Kylee Kimbroughs hallend-scharfkantiges Geschrei erschüttert das Szenario dabei beinahe durchgängig und pulverisiert die Geschlechterfrage angenehm selbstverständlich zu Staub. Insgesamt handelt es sich hier um ein vielschichtig-lautes Album, das durch Mark und Bein geht und neugierig macht auf eine Live-Umsetzung. Und auch ein bisschen Angst.

VÖ: 14. Juli 2017 via Jagjaguwar