Text: Oliver Schröder, 08. Juni 2016

Die dürfen alles. Mit “The Magic” geht’s zurück zur Musik der Kindheit. Damit sind keine Kinderlieder und Lullabys gemeint, sondern es geht zurück zu einer Zeit, in der es Musik vollbrachte, uns zu verwirren, verzücken, erschrecken und begeistern – alles gleichzeitig. Irgendwo gab es immer diesen Typen, der aus seinem anscheinend unerschöpflichen Fundus Mixtapes aufnahm, Horizonte erweiterte und unsere musikalische Sozialisation damit entscheidend vorantrieb. Jetzt übernehmen Deerhoof diesen Job. Die Band um Sängerin und Bassistin Satomi Matsuzaki kümmerte sich dabei schon immer nur insofern um Genres, als dass sie vermeintlich unvereinbare Stilrichtungen wie Matchboxautos aufeinanderprallen ließ und sich an dem vertrackt-gewitzten Ergebnis erfreute wie Kinder im Sandkasten, wenn die die Mutter mal einen Moment nicht hinschaute: Punk, Elektro, Metal, Hip Hop, Noise, Dancepop. Es bleibt also hier alles gleich unvorhersehbar.

„Deerhoof ist ein Fahrzeug mit Vierradantrieb, das mich durch Wälder, Wüsten und Gebäude befördert. Mein Leben ist ein Abenteuer!“, erzählt Matsuzaki über die Entstehungsgeschichte von „The Magic“. Genau diese Herangehensweise lässt sich in jeder Sekunde erspüren. Erneut ist es manchmal schwer, der Band durch den Wust an Haken, Ösen und Kombinationswillen zu folgen. Ständig werden Konventionen gebrochen und Regeln herausgefordert, aber dennoch fügen sich die einzelnen Teile immer zu einem mitreißenden Ganzen zusammen. Am neuen Album ist also entsprechend wenig geplant und noch viel weniger konstruiert. Alleine dafür, dass eine Platte wie diese nach zwanzig Jahren Bandgeschichte erscheint, sollte man allen Beteiligten die Füße küssen. Die können alles.

„The Magic“ erscheint am 24. Juni via Altin Village & Mine