Text: Oliver Schröder, 21. Februar 2018

Acht Jahre nach dem düsteren „Fever Ray“: War das Debüt noch anachronistisch grausam und kühl, scheint sich die Welt im Jahr 2017 an Karin Dreijers finstere Visionen angepasst zu haben.

Fever Ray ist immer noch eine Meisterin des rätselhaften Hinterhalts. „Plunge“ wirkt wie ein unerwarteter Dolchstoß mitten ins Herz derer, die immer noch darüber streiten, welche Version von „Heartbeats“ denn die bessere ist. ”Hey, remember me? I’ve been busy working like crazy“ kündigte Dreijer ihre Rückkehr erst vor ein paar Tagen an. Das erste Lebenszeichen war das Video zu „To The Moon And Back“. Verstörend und vertraut erinnert der Song eher an The Knife als an Fever Ray. Dazu stakst die Protagonistin als Neon-Nosferatu genussvoll durch eine Fetisch-Szene, wird angepinkelt und verschwindet schließlich auf der Ladefläche eines Pickups im nächtlichen Nebel: „Your lips, warm and fuzzy / I want to run my fingers up your pussy.”

Dreijers versammelte ein ganzes Geschwader an Produzenten in Stockholm, mit denen sie elf Songs zwischen Techno-Pop und Electro-Goth aufnahm. Beizeiten ist ihre Stimme das einzige, das an dem Album auch nur annähernd menschlich anmutet. Mit „Falling“ ist die Tiefsttemperatur schon nach zehn Minuten erreicht. Mit frostigen Ambientgeräuschen, dröhnenden Hans-Zimmer-Synthies und klinisch toten Beats liefert Fever Ray den passenden Soundtrack zum Auseinanderfallen der Welt. Dennoch lässt „Plunge“ auf eine bessere Zukunft hoffen, denn auch wenn wir alle dem Untergang geweiht sind, geht es im Grunde immer nur um die gleichen Themen: Liebe und Verlust. Damit lässt sich doch was anfangen.

22/02/2018 München – Muffathalle
28/02/2018 Berlin – Columbiahalle
13/03/2018 Hamburg – Docks
17/03/2018 Köln – Palladium

VÖ: 03. November 2017 (digital) / 23. Februar 2018 (CD/LP) via Rabid Records