Text: Nils Hartung, 09. August 2017

In der Melbourner DIY-Szene hat sich Jen Cloher einen fast institutionellen Status erarbeitet, weil sie ihre künstlerische Entwicklung mit derselben Beharrlichkeit vorantreibt wie ihr politisches Engagement für die Rechte von Künstlern und Homosexuellen. Auch ihre Musik lebt von klarer Kante. Schroff-schludrige Gitarren verbünden sich mit sehr persönlichen Texten über die eigene (Fern-)Beziehung mit Courtney Barnett, über das Ringen um Selbstverwirklichung in der Kunst und versuchte Befreiungsschläge. Der Verzicht auf eine große Überschrift ist für Clohers viertes Album absolut folgerichtig. Hier geht es um ihre ganz persönliche Sicht auf die Welt – spitzzüngig und schonungslos wie eine jüngere Patti Smith. Echte Nahbarkeit entsteht allerdings erst gegen Ende, wenn Cloher zum bittersüßen „Waiting in the Wings“ ansetzt – der beste Song des Albums. „Dark Art“ fährt einem zum Abschluss noch einmal brutal sanft durch die Nackenhaare. Hier zeigt sich noch einmal eindrücklich, wie intensiv Clohers Songs nachhallen können. Schade nur, dass sie es nicht schon früher tun.

20/09/2017 Hamburg – Reeperbahn Festival

VÖ: 11. August 2017 via Milk! Records