Text: Oliver Schröder, 23. Februar 2017

Man ahnt, wie Julie’s Haircut ticken, bevor man überhaupt einen Ton ihrer Musik gehört hat. Wer als italienische Band ein Album mit einem instrumentalen Elfeinhalbminüter namens „Zukunft“ beginnen lässt, muss wissen, wo er hinwill. „Wir waren immer schon Außenseiter“, beschreibt Gründungsmitglied Luca Giovanardi den Bandstatus und nennt Sonic Youth, My Bloody Valentine und Spaceman 3 als entscheidende Einflüsse für die eigene Musik. Mittlerweile sind sie mit ihrem Sound nicht mehr allzu sehr alleine. Krautrock erlebt seinen vierten Frühling, überall wabert, summt und hallt es. Dass Damo Suzuki ein guter Freund der Band ist, überrascht kaum. Auch Verweise auf (späte) Can lassen sich an allen Ecken und Enden des Albums mühelos ausmachen.

Bei aller fiebrigen Rastlosigkeit überzeugen aber vor allem die zurückgelehnten, jazzigen Stücke wie beispielsweise „Orpheus Rising“, das mithilfe des klagenden Saxophons ein nächtliches, monochromes Großstadtszenario zwischen Stewart Copeland’s „Rumble Fish“ -Soundtrack und Miles Davis‘ „On the Corner“ kreiert. Zwischendurch entstehen immer wieder genretypische Gitarrenwände und repetitive Psychedeliaschleifen. „Invocation And Ritual Dance Of My Demon Twin“ versetzt den Hörer in einen wohligen Trancezustand und verlässt sich dabei auf vielfach bewährte Zutaten. Als Anspieltipp sei das wunderbar unheilvolle „Cycles“ empfohlen, in dem Julie’s Haircuts Stärken komprimiert in den Vordergrund gerückt werden.

VÖ: 17. Februar 2017 via Rocket Recordings