Text: Alex Beyer, 12. Februar 2018

Drei Texaner definieren soulige Lässigkeit neu, entschleunigen den Funk ohne seinen Groove zu entschärfen und machen es sich erneut in ihrer ganz eigenen Schublade bequem. Khruangbin haben schon auf ihrem überragenden Debütalbum „The Universe Smiles Upon You“ gelehrt, wie man über 40 Minuten kopfnickend und debil dauergrinsend in Trance verfällt. „Con Todo El Mundo“ ist nun die konsequente Fortsetzung, auf der sie ihre Handschrift weiter vertiefen, feinfühlig erweitern und vor allem einmal mehr einen fast unverschämten Bastard aus Psychedelic, Mexican-Folk, Soul und Funk erschaffen.

Thai-Funk-Tapes, ein Relikt eines längst vergessenen Genres aus den 70ern, seien der Background dieser Band, eine Art Kreativquelle, die als Ursprung ihrer Soundmixtur steht. Da erscheint es wenig überraschend, dass auch der Bandname genau auf diesen fußt. „Flugzeug“ ist hier die ungefähre Übersetzung, die sich bildlich auf den Fluss dieser Platte übertragen lässt. Wenn auch insgesamt in sehr entspannter Ausstrahlung, sucht man Stillstand vergeblich. Der stoische, minimalistische Beat reißt in kaum einem Moment ab und liefert jedem der zehn Songs sein wesentliches Fundament. In dieser Basis könnte man vielleicht eine der wenigen Kritikpunkte erkennen, denn auf Albumlänge droht hinter dieser Gleichförmigkeit ein wenig Dynamik zurückzubleiben. Andererseits sind die Maßstäbe der Band hier einfach anders gesetzt als das Ottonormalohr vielleicht voraussetzen würde.

„Con Todo El Mundo“ liefert auf ganzer Linie musikalische Wärme und hat sowohl das Potential für den perfekten Frühstückssoundtrack (u.a. „Friday Morning“) als auch für die Untermalung staubiger Roadtrips (u.a. „Maria También“). Insgesamt versprühen Khruangbin eine angenehme stilistische Abwechslung, denn anders als im Gros der Popmusik fallen hier Vergleiche äußerst schwer. Es ist ein ganz eigenes Süppchen, das diese drei weitgereisten Texaner hier langsam köcheln lassen. In der Ruhe liegt ja bekanntlich die Kraft zur Tiefenentspannung und diese wird hier wirklich groß geschrieben.

12/02/2018 Hamburg – Uebel & Gefährlich
16/02/2018 Berlin – Festaal Kreuzberg
17/02/2018 München – Strom
18/02/2018 Köln – Gebäude 9
19/02/2018 (CH) Düdingen – Bad Bonn

VÖ: 26. Januar 2018 via Night Time Stories