Text: Jan-Frederic Goltz, 24. Mai 2017

12345678 — Hinter dieser Zahlenfolge verbirgt sich der allumfassende Katalog der Institution Kraftwerk samt aller acht klassischen Alben in chronologischer Reihenfolge von 1978 bis 2003. Unsinnig wäre, an dieser Stelle über dieses immense (Lebens-)Werk zu schreiben, schließlich sprechen wir hier von fast fünf Jahrzehnten Musikgeschichte, die sämtliche elektronischen Musikstile geprägt hat und dies bis heute tut. Es ist komplett. Durchgespielt.

Fragwürdig bleibt einzig und allein die als spektakuläre angepriesene ‚Dokumentation‘ der Multi-Media 3D-Auftritte der Elektro-Pioniere, die nun auch ihren Weg in die Kinos findet: Was von Doku übrig bleibt, ist lediglich eine recht unambitionierte Zusammenstellung von acht Hits, die während der Live-Auftritte in den Museen dieser Welt aufgenommen und stellenweise mit einigen Schnitten versehen wurden. In 3D. Der Sinn einer solchen filmischen Re-Inszenierung erschließt sich vermutlich nur den wirklich Hardcore-Fans, bei denen sich die Regale vor lauter Sonder-Editionen ohnehin schon durchbiegen. Kultstatus hin oder her: Vermutlich würde man es niemals wagen, einem Ralf Hütter ins Gesicht zu sagen, dass das Problem an Kraftwerk Auftritten natürlich die (zugegeben zum Computer-Mensch-Maschine passende) statische Performance der Künstler hinter ihren vier Pulten ist. Diese ist nun mal per se langweilig, ein Film macht das nicht besser. So bleibt diese Video-Zugabe ein nett gemeintes Gimmick oder Souvenir, falls man keinem der rar gesäten Live-Auftritte der letzten Jahre beiwohnen konnte, wo eine Video-Projektion im Hintergrund wenigstens Sinn ergab.

Keine Frage: Worum es doch eigentlich geht und was nach all den Jahrzenten fasziniert und weiterhin von Relevanz sein wird, ist die seit jeher innovative ‚Zukunftsmusik’ der Düsseldorfer — die Umsetzung der Videoproduktion, samt ihrer dilettantischen, dreidimensionalen Effekthascherei — sie scheint schon jetzt aus der Zeit gefallen und ließ vielleicht auch zum Zeitpunkt ihrer Produktion jegliche Innovation vermissen und ignoriert dabei die ausgefeilte computergestützte Präzision und Mechanik der einzelnen Kraftwerk Stücke völlig. Dabei sind wir doch die Roboter.