Text: Jurek Skrobala (Gast), 03. Februar 2014

Die Post-Punk-Band Messer hat ihr zweites Album „Die Unsichtbaren“ veröffentlicht. Nur ein Jahr nach dem schroffen Debüt „Im Schwindel“ ist der Nachfolger da – und klingt, als wären Messer für die Aufnahmen in die Vergangenheit gereist. Ian Curtis hat einen epileptischen Anfall, Fehlfarben verbinden Monarchie und Alltag, ein junger Bielefelder namens Jochen Distelmeyer sitzt im Zug nach Hamburg. In diese Liste fügt sich „Die Unsichtbaren“ gut ein, in den Achtzigern ist das Album zuhause.

Ein klammer Film aus Hall liegt über den zehn Songs. Pascal Schaumburgs Gitarre hat es satt, Gitarre zu sein und will Synthesizer werden. Aus Menschen und Maschinen werden Mensch-Maschinen. „Ein Wesen aus der Vergangenheit spricht mich an und ich gehe mit“, singt Messer-Sänger Hendrik Otremba im Stück Tiefenrausch und fasst damit eines der Gefühle zusammen, die das Album bestimmen.

Otrembas Texte auf „Die Unsichtbaren“ handeln von dem, was war. „Ein altes Zimmer, wilder Garten“ (Angeschossen) ist das Setting. Staub wird aufgewirbelt, Lichter und Schatten üben sich im Paartanz (Neonlicht). „Alles, was sich nicht bewegt, verschwindet aus dem Leben“, heißt es in Staub, „und bleibt doch ewig“. Vanitas war gestern, nichts ist eitel.

Hinter dem Nebel aus Hall und Staub bewegt sich was: Otremba kratzt, Bassist Pogo McCartney zerrt, Schlagzeuger Philipp Wulff schneidet die Luft in Scheiben. „Die Unsichtbaren“ ist eine Perlenkette vom Dachboden der verstorbenen Großmutter. Die Perlen sind rau, als hätte sie jemand mit Sandpapier zerkratzt, um nicht zu viel Schönheit zuzulassen.

Das eben besprochene Werk ist seit November 2013 via This Charming Man Records erhältlich. Außerdem darf verkündet werden, dass die Gruppe Messer ab Ende Februar auf Tour ist.

27/02/2014 Essen – Hotel Shanghai
28/02/2014 Wiesbaden – Schlachthof
01/03/2014 Stuttgart – Zwölfzehn
02/03/2014 München – Sunny Red
03/03/2014 Wien – Rhiz
04/03/2014 Erlangen – E-Werk
05/03/2014 Chemnitz – Atomino
06/03/2014 Gießen – MUK
07/03/2014 Dresden – Beatpol
08/03/2014 Berlin – Cassiopeia
09/03/2014 Hamburg – Hafenklang