Text: Bernd Skischally, 12. März 2018

Und wer ist mal wieder schuld? Anton Newcombe. Ein Konzert dessen Band The Brian Jonestown Massaker in Austin, Texas, legte offenbar den Grundstein für die Gründung eines der spannendsten Supergroup-Projekte des Jahres. Auf besagtem Gig trafen sich die beiden Musiker Alex Maas und Rishi Dhir erstmals und schmiedeten Pläne. Dass dies bereits 2004 geschah, muss nicht weiter verwundern. Schließlich gilt Newcombe seit Langem als Pate der neuen Welle an neopsychedelischem Rock’n’Roll, die seit nunmehr über einem Jahrzehnt ununterbrochen anschwillt. Auch, dass aus den vagen Plänen ihrer ersten Begegnung erstmal lange nichts wurde, leuchtet ein, wenn man bedenkt, was der Texaner Maas und der Kanadier Dhir sonst so trieben: Sie etablierten als Frontmänner The Black Angels und Elephant Stone als feste Größen im Indie-Underground.

Schließlich brauchte es noch zwei Engländer, bis das daraus werden konnte, was heute Mien heißt und nur so vor spannenden und höchst einleuchtenden musikalischen Querverweisen strotzt: den Produzenten und Electro-Tüftler John-Mark Lapham von The Early und The-Horrors-Bassist Tom Furse. Gemeinsam veröffentlicht das Quartett nun unter dem Dach des Goat-Labels Rocket Recordings am 6. April ein selbstbetiteltes Debut.

Von allem etwas, von nichts zu viel – so könnte das Arbeitscredo der super gruppierten Vier gelautet haben. So treffen häppchenweise Sitar- und Orgel-Klänge auf velvet-undergroundige Coolness und manch ein Soundgerüst, wie etwa bei der Vorab-Single „Black Habit“, klingt wie ausgeborgt vom britischen Krautprojekt Beak> (ein Kompliment!). Die Bandmitglieder selbst sind natürlich Profi genug, um sich ihrer Sache sehr bewusst zu sein: „Stellen Sie sich die Black Angels als Nico in ihrer 80er-Jahre-Industrial-Phase vor, gemischt mit George Harrison und Conny Plank“, empfiehlt John-Mark Lapham freimütig. Ja, wenn’s weiter nichts ist. Frisch und geil klingt es schon, was dabei heraus kommt, wenn man all das zu kompakten und unverstaubten Songs verdichtet, wie es Mien tun. Einzige Einschränkung: Maas‘ seine markant nölige Stimme sollte man mögen, um die Platte ins Herz zu schließen. Denn die Betonung liegt schon irgendwie auf A wie Angels – und nicht auf N, G oder C.

Live debütieren Mien demnächst dort wo sie geistig herkommen – beim Levitation Festival in Austin Ende April. Eine Europa-Tour befindet sich ebenfalls in Planung.

VÖ: 6. April 2018 via Rocket Recordings