Text: Oliver Schröder, 27. Juli 2017

Die Dose der Pandora ist und bleibt weit geöffnet. Das japanische Projekt Minami Deutsch pickt sich einzelne Krautrockfäden geschickt aus dem Knäuel heraus, wickelt sie vorsichtig ab und betrachten die einzelnen Texturen mit der Lupe. Dann machen sie sich daran, die Dose auf ihre Weise wieder voll zu machen. Der Inhalt wirkt weiterhin sehr vertraut, aber die Fäden werden dermaßen sorgfältig gepresst und hingebungsvoll drapiert, dass dieser Umstand kaum ins Gewicht fällt. Es ist einfach hochspannend, ihnen beim Wiedererforschen dieses bekannten Territoriums zuzuhören.

Ähnlichen wie es Primal Scream – deren zurückgelehntes „Autobahn 66“ hier häufiger mal anklingt – mit „Evil Heat“ oder Death In Vegas mit „Satan’s Circus“ bereits vor gut zehn Jahren vormachten, bewegen sich Minami Deutsch zwar sehr nah am Ausgangsmaterial der Siebziger Jahre, aber konzentrieren sich vor allem auf einzelne Elemente. Diese verstärken und vergrößern sie so lange, bis lange mäandernd-implodierende Strukturen entstehen, die eine deutlich retrospektive Handschrift tragen, aber in ihrer Umsetzung klar dem 21. Jahrhundert zuzuordnen sind. Weniger anarchisch und schräg als Can, organischer und impulsiver als Kraftwerk und kontrastreicher verschwurbelt als das Moon Duo, erweitern die Tokioter damit den Krautrock-Katalog zwar nur um Nuancen. Das reicht allerdings absolut aus, um das Album für Genre-Liebhaber zur unausweichlichen Angelegenheit zu machen.

27/09/2017 (CH) Lausanne – Le Bourg
28/09/2017 (CH) Olten – Coq d’Or
30/09/2017 München – Milla
01/10/2017 Halle – Chaise
02/10/2017 Tübingen – Münze 13
03/10/2017 Jena – Rosenkeller e.V. Jena
09/10/2017 Berlin – Urban Spree
10/10/2017 Würzburg – Cairo
29/10/2017 Leipzig – Ilses Erika

VÖ: 19. September 2016 via Guruguru Brain