Text: Oliver Schröder, 19. September 2017

Atemlos durch den Schacht: Auf einer schnurgeraden Bassspur fiept und quietscht es rechts und links an uns vorbei. Wir sitzen in einer Lore und rauschen durch die musikalische Unterwelt. Es rumpelt und holpert, wir müssen uns wegducken, tanzen auf zwei Rädern über die rostigen Schienen. Zwischenzeitlich sitzen mit King Krule und Micachu zwei alte Bekannte hinten drin und sorgen dafür, dass die Tour noch ein bisschen seltsamer wird.

Bemerkenswert ist dabei die Tatsache, dass Mount Kimbie auf „Love What Survives“ die meiste Zeit über gar nicht so schnell unterwegs sind. Im Gegenteil: An vielen Stellen bewegen sich Mount Kimbie kurz vor dem Stillstand. Trotzdem droht uns an vielen Stellen die Luft wegzubleiben, weil einfach so viel passiert. Es piept, poppt, dröhnt, tropft, und hämmert unentwegt irgendwo. Zwischen Post-Punk und Elektropop kreieren Mount Kimbie mittlerweile ihr ganz eigenes Ding und sind damit über fast alle Zweifel erhaben.

„Poison“ schafft das zum Beispiel spielend einfach mit einem umherkreisenden Pianoloop. Dafür reichen 1:54 Minuten Spielzeit. Direkt im Anschluss schleppt sich James Blake mit einer Orgel auf dem Rücken durch ein soulig klagendes “We Go Home Together“. Auch für diese aufs Wesentliche reduzierte Gospelmesse wird die Drei-Minuten-Marke nicht einmal angekratzt.

Am Stück gehört wirkt Mount Kimbies drittes Album gelegentlich etwas zerfahren und skizzenhaft, so als hätte man bei einigen Stücken nicht gewusst, wie man zu einem runden Abschluss kommt. Aber viel macht das nicht aus, denn „Love What Survives“ lebt vor allem von seiner Atmosphäre, die den Hörer beizeiten hinaus in eine bessere Welt trägt. Und dann spielt es auch keine Rolle mehr, dass die Gleise schon vor ein paar hundert Metern aufgehört haben.

10/11/2017 Berlin – Astra
15/11/2017 (At) Wien – Flex
16/11/2017 München – Muffathalle
17/11/2017 (CH) Zürich – Mascotte

VÖ: 09. September 2017 via Warp Records