Text: Stefan Killer, 13. April 2018

Eins ist klar: Siebzigerjahre-Rock gibt es seit ein paar Jahren wieder wie Sand am Meer – und das nicht nur an den Küsten Nordamerikas. Meist unterscheiden sich die einschlägigen Gruppen aber kaum vom Klang ihrer in die Jahre gekommenen Vorbilder. Vug surft hingegen auf einer etwas anderen Welle, denn das Quartett aus Berlin groovt auf seinem nach sich selbst betitelten Debütalbum breitbeinig zwischen eingängigem Proto-Metal und atmosphärisch ausschweifenden Bluesrock-Arrangements.

Dadurch entsteht auch ein authentischer Mix zwischen grobem Stoner-Garagensuff und filigraner Kompositionsarbeit – und das auf einem Niveau, wie die Szene es heute oft nur von der skandinavischen Rockzunft gewohnt ist. Den entscheidenden Unterschied machen auf „Vug“ einerseits der deutsche Ausnahmesänger und Gitarrist Felix Scholl, der seine Melodien so euphorisch und rau artikuliert, als hätte er eben noch selbst eine Stratocaster-Gitarre in Monterey verbrannt. Andererseits trägt der US-amerikanische Musikvagabund Nick DiSalvo am Schlagzeug maßgeblich zum dynamischen Tidenhub der Band bei.

Sei es wegen des so gut wie perfekt abgestimmten Bandsounds und höchster Musikergüte oder der stets mitreißenden Songs – der Erstling von Vug klingt wie die aufgeräumte Gischt der langsam verebbenden Flut an amerikanisch angehauchten Retrobands. Bleibt zu hoffen, dass sich die vier Talente auf der nächsten Platte noch etwas weiter treiben lassen. Vielleicht setzen sie die zuhauf kopierte statt revolutionierte Spielart dann doch noch zum rettenden Hafen über.

13.04.2018 Marburg – Schankhaus Krokodil
14.04.2018 Siegen – Vortex
19.10.2018 Berlin – Setalight Festival

VÖ: 13. April 2018 via Noisolution