Text: Oliver Schröder, 16. März 2018

Dass Yo La Tengo nicht für einen One-Night-Stand taugen, ist jedem, der sich auf sie einlässt, von Anfang an klar. Ihre Songs sorgen seit dreißig Jahren für tolle Indierock-Momente, helfen gegen Liebeskummer und dabei, den Mut nicht zu verlieren. Denn wenn eine Band wie diese weiterhin unterwegs ist, kann die Welt so schlecht nicht sein.

Erinnert sich noch jemand an das atemberaubende Zeitlupenstück „Big Day Coming“ von 1993? „There’s a Riot Going On“ folgt dieser Stimmung konsequent weiter und erweitert das musikalische Spektrum aus den Erfahrungen der letzten 25 Jahre Bandgeschichte: jazziger Loungepop, Ambient, Drone und leichte Elektronik. Kein schrammeliger Noiseausbruch dieses Mal, die Intention ist 2018 eine andere als damals.

Der Titel ist angelehnt an Sly and the Family Stones düster-zerrissenes Album gleichen Namens. Anders als die damaligen Soul- und Funkveteranen bieten Yo La Tengo einen Lösungsvorschlag, der in Richtung Vertrauen, Menschlichkeit und Vernunft weist. Was bei vielen anderen Bands für peinliches Stirnrunzeln sorgen könnte, wird hier zu einem Heimsieg auf vertrautem Terrain. Das Album beginnt mit „You Are Here“, einem typischen instrumentalen Opener a la Tengo, der dieses Mal mit deutlich weniger Krach als gewohnt auskommt. Damit ist der Weg gesteckt, denn lauter wird es auch in den folgenden 60 Minuten nicht mehr. Wenn dann beim melancholischen Sixties-Soulpop von „Shades of Blue“ das erste Mal Georgia Hubleys Stimme erklingt, weiß man, dass man zuhause ist – wohlige Gänsehaut inklusive. Die Band fokussiert sich auf das Gute, gedenkt dem Vergangenen und blickt verhalten optimistisch nach vorn. Mit „Dream Dream Away“ scheinen sie Tom Petty noch eine Träne nachzuweinen, um den Hörer anschließend mit „Shortwave“ in eine minutenlange, weiche Decke einzuhüllen.

Wer sich einmal in das Trio aus Hoboken verliebt hat, lässt sie nie wieder gehen. Und blickt man sich momentan einmal in der Welt um, hören ganz offensichtlich immer noch viel zu wenige Menschen zu, was diese Band zu sagen hat.

07/05/2018 Berlin – Heimathafen
08/05/2018 Köln – Gloria Theater
09/05/2018 München – Kammerspiele
17/05/2018 Schorndorf – Manufraktur
26/08/2018 Hamburg – Sommer in Altona

VÖ: 16. März 2018 via Matador Records