Text: Connor Endt, 27. September 2019

„Die Welt ist so am Arsch. Keine Ahnung, wie ein Musiker sagen könnte: ‚Das ist alles toll.'“ Man merkt schon: Die All-Girl Band Automatic zaudert nicht, wenn es darum geht, die eigene Meinung auszudrücken. Auf ihrem Debüt-Album behandelt die Formation Themen wie Entfremdung, die Schattenseiten von Social Media und das Gefühl, in der Alltags-Routine festzusitzen. Entsprechend klingt „Signal“ auch nicht nach Kuschelrock, der auf die Chart-Platzierungen schielt.

Knarzende Synthesizer treffen auf abgehackte Basslines und ein Schlagzeug, das in Spielweise und Sound oft an Gothic-Bands wie The Sisters Of Mercy denken lässt. Auf eine Gitarre verzichten Izzy Glaudini (Synths, Vocals), Lola Dompé (Drums, Vocals) und Halle Saxon (Bass, Vocals) konsequent, was aber kein Manko ist, sondern den eigenen Sound ausmacht und hervorragend zum rumpeligen Gesamtbild passt.

Auf ein Genre kann man die drei Damen aus Los Angeles nicht festnageln, aber in jedem Song schwingen Elemente aus New Wave, Post Punk und Garage Rock mit. Glaudinis Synthesizer tarnt sich dabei mal als E-Gitarre, bei „Electrocution“ klingt er dann sehr nach Teslaspule oder alten Gameboys. Über allem schweben die geisterhaften Stimmen der Musikerinnen, die sich ganz wunderbar ergänzen, wie etwa in „Too Much Money“, wenn die Band sich gegenseitig Vocal-Fetzen zuwirft.

Die Film-Affinität von Automatic scheint ebenfalls unüberhörbar: die Synthesizer erinnern an John Carpenter und könnten auch hervorragend als Soundtracks für Filme wie „It Follows“ oder „Drive“ herhalten. Kein Wunder: Izzy Glaudini hat Film studiert, Halle Saxon arbeitete in der legendären „Kim’s Video“ Videothek in New York. Die Band selbst nennt Regisseure wie Dario Argentos und David Lynch als wichtige Inspiration für ihre Musik.

Beinahe alle Songs der Platte kratzen an der Drei-Minuten-Marke, weshalb man das Gefühl bekommt, auf einen zwar kurzen, aber dafür sehr sphärischen Trip mitgenommen zu werden. Und wer weiß, vielleicht wird die Musik von Automatic wirklich bald als Soundtrack verwendet – interessante Vibes sind auf jeden Fall vorhanden.

27.10.2019 Hamburg – Goldener Salon
28.10.2019 Berlin – Urban Spree

VÖ: 27. September 2019 via Stones Throw Records