Text: Connor Endt, 20. März 2020

„I’m not your fucking friend, trying to be though“, murmelt der etwas mitgenommen klingende Mann im Anzug, während im Hintergrund unbeirrt der Bass-Synth wummert und immer wieder einzelne Gitarren-Akkorde per Delay durch den Raum gebeamt werden. Baxter Dury wirkt auch auf seiner neuesten Kreation „The Night Chancers“ irgendwie aus der Gesellschaft entrückt, wie ein aufmerksamer Beobachter mit leichtem Hang zur Theatralik. Mit „I’m not your dog“ gelingt ihm der eingängigste und schönste Song der Platte.

Aber auch die restlichen neun Songs der neuen Scheibe überzeugen mit ihrer skizzenhaften Instrumentierung und vor allem den Geschichten, die einem Dury zuraunt wie einem alten Freund. Es sind Geschichten voller zwielichter und gebrochener Gestalten, die sich bevorzugt in verrauchten Kneipen und dunklen Gassen herumdrücken. Da ist der „Slumlord“, der dir mit schiefem Grinsen seine Gemeinheiten an den Kopf wirft oder die Gestalten aus „Sleep People“, die nachts wach sind und tagsüber vor sich hindösen. Und da ist der Mann aus „Carla’s got a boyfriend“, der dem Verehrer einer Freundin nachstellt mit den Worten „I might take care of him, to be honest.“

Baxter Dury verpackt diese Schicksale in zynische Lyrics mit einer ganz eigenen, bittersüßen Poesie. Die musikalische Vertonung bleibt meist im Hintergrund, Synthesizer, Bass und Schlagzeug begleiten dezent, klar im Fokus steht Durys Stimme und der expressive Vortrag seiner Texte. In der Kombination mit gelegentlichen Streichern, verträumten Frauengesang und Saxophon-Eskapaden könnte man sich „The Night Chancers“ hervorragend als Film-Soundtrack vorstellen. Für einen wirklich tragischen, düsteren Film natürlich.

01.03.2021 Berlin – Kesselhaus
02.03.2021 Hamburg – Mojo
04.03.2021 Köln – Gebäude 9

VÖ: 20. März 2020 via [PIAS] Le Label