Text: Oliver Schröder, 11. Mai 2018

Neuanfang im Wunderland: Nach dem großen B-Seiten-Kehraus, sind jetzt wieder die A-Seiten dran. Alan Moulder und Sonic Boom sorgen dafür, dass sie auch genau so klingen. Das tun sie gewohnt paradox vor allem im Bündel und weniger als einzelne Songs. Und selbstverständlich nur für diejenigen, die sich die Zeit nehmen wollen, zarteste Farbnuancen im vielfach gefilterten Stillleben wahrzunehmen.

Kaum zu glauben, aber Beach House existieren bereits seit 13 Jahren. Anfangs mussten noch stur Vergleichsgrößen herangezogen werden, mittlerweile hat sich ihre noch größere Sturheit ausgezahlt. Sie stehen mit kerzengerader Körperhaltung auf ihrer eigenen Klippe und wiederholen in leichten Abwandlungen immer wieder den perfekten Absprung. Die Komponenten sind weitgehend gleich geblieben: „Lemon Glow“ und „Dive“ sind beispielsweise zärtliche Morgenräkler, bei denen man unbedingt liegen bleiben will. Letzterer bringt einen dann im zweiten Teil mit einer vernebelten New-Order-Anleihe doch noch dazu, mitten in der Nacht aufzustehen und den nächsten Indiepop-Floor mit Spiegelkugel aufzusuchen.

Überhaupt Achtziger! Versponnene Melancholie, eingehüllt in Neonlicht-Dreampop – das wirkt in schwarz/weiß und Zeitlupe noch eleganter und eskapistischer. Mit spektakulär neuem Songwriting fallen Beach House auch hier nicht auf, sondern eher mit raffiniert in Szene gesetzten Accessoires, die trotz des dargebotenen Understatements durchaus atemberaubend wirken können. Dass im Dream-Pop häufig die Ästhetik vor der inhaltlichen Tiefe steht, kann man Victoria Legrand und Alex Scally nun wirklich nicht anlasten. Es der Gesamteindruck, der zählt und der ist wie immer makellos. Mit allen Vor- und Nachteilen, die das Wort Perfektion mit sich bringt.

01.10.2018 Köln – Gloria
02.10.2018 Berlin – Huxley’s
11.10.2018 Hamburg – Kampnagel

VÖ: 11. Mai 2018 via Pias Coop/Bella Union