Text: Jan Sturm, 14. November 2019

Der amerikanische Singer und Songwriter, Multiinstrumentalist, Autor und Fotograf Thomas Meluch, besser bekannt durch sein Pseudonym Benoît Pioulard veröffentlicht in diesen Tagen sein aktuelles Album „Sylva“ auf der Labelperle Morr Music. Pioulard kehrt damit ein Stück zurück in heimatliche Gefilde, nach zwei Albumreleases in 2012 und 2014 als Teil der Ambientpop-Duos Orcas und bewegt sich mit seinem ersten Soloalbum in eben diesem Genre.

„Sylva“ ist ein Kunstprojekt, welches in seiner Luxusfassung mit einem 60-seitigen Fotoband geliefert wird und die komplementäre künstlerische Seite Pioulards als Fotograf zeigt. Ausgestattet mit einer Polaroid SX70 macht sich der Künstler auf den Weg durch Teile der USA und sammelt bildliche Eindrücke unter den Prämissen, keine Mensch-geschaffenen Objekte abzubilden, dabei redundante Texturen zu vermeiden und die Farbpalette seiner Vintage-Kamera zu nutzen. Ebenso wie eben diese Bilder wirkt auch das Sounddesign der musikalischen Entsprechung. Sicherlich kein ganz unbekannter Ansatz; und wenn beide Teile auch für sich stehen könnten, ergibt die (audio-)visuelle Ästhetik hier eine treffende Symbiose, die mehr als nur ein stilistisches Gedankenkonzept sein will.

Pioulard erfindet sich für „Sylva“ nicht neu. Er bedient seinen Lo-Fi Signature Sound, für den er Field-Recordings, Gitarrenlicks und -drones stapelt und diese unscharf reduzierten Loops als Basis seiner Stücke ins Endlos laufen lässt. Das patinierte Rauschen eines jeden „Sylva“-Stücks verwischt allzu konkrete musikalische Statements und ist dabei gleichzeitig Aussage genug. Heimliche Favoriten sind dennoch die beiden sanften Vocal-Tracks, die sich gegen die zumeist langsam drehenden Soundschleifen stemmen und sich aus der konsequenten Monotonie des Albumkonzepts abheben. Sie schaffen Melancholie, die auf engsten Raum auf ein Polaroid passt.

VÖ: 15. November 2019 via Morr Music