Text: Christoph Walter, 30. August 2018

Das jüngst im Berliner Funkhaus über die Bühne gegangene People-Festival lobte die Süddeutsche Zeitung als „Antwort auf die Frage, was Kreativität jenseits des Start-up-Kapitalismus“ bedeutet. Auch auf dem namenlosen Debütalbum des ebenfalls aus dem People-Künstlerkollektiv hervorgegangen Projekts Big Red Machine werden Spielfreude und die Lust am Experimentieren deutlich größer geschrieben als Überlegungen, wie sich mit der Platte denn nun möglichst viel Geld verdienen lässt. Da trifft es sich gut, dass Justin Vernon und Aaron Dessner, die beiden Protagonisten von Big Red Machine, dank ihrer jeweiligen „Hauptberufe“ als Bon Iver bzw. bei The National ganz gut versorgt sind und sich so hin und wieder ein wenig Extravaganz leisten können.

Völlig sperrig oder gar unzugänglich sind die zehn Stücke auf dem Album jedoch keineswegs ausgefallen und so gleicht das Hören am ehesten der Wanderung auf einem unbekannten Weg, auf dem sich hinter jeder Kurve etwas Überraschendes verbirgt. Ganz oft wartet dabei hinter der nächsten Biegung eher Unspektakuläres mit viel Gefrickel, Beats und Autotune, manchmal aber eben auch ein echtes Glanzsstück wie „Deep Green“, das sich wie der Remix eines verschollenen Springsteen-Klassikers anhört, oder das zwischen Gospel und Americana angesiedelte „Hymnostic“, auf dem sich Justin Vernon einmal mehr als großartiger Vokalist auszeichnet.

Es lohnt sich also auf jeden Fall, sich mit großer Neugierde auf das Experiment Big Red Machine einzulassen, obwohl man mit einigen Stücken auch nach mehreren Hördurchgängen nicht warm wird.

VÖ: 31. August 2018 via Jagjaguwar