Text: Christoph Walter, 21. August 2020

Längere Zeit von der Bildfläche verschwunden waren Conor Oberst, Mike Mogis und Nathaniel Walcott eigentlich nie. Conor Oberst, vergangenen Februar 40 Jahre alt geworden, war mit Solo-Sachen, der Mystic Valley Band, den Monsters of Folk, den Desaparecidos und mit Better Oblivion Community Center an der Seite von Phoebe Bridgers bestens beschäftigt, und die beiden anderen Mitstreiter von früher tauchten bei all den Projekten auch immer mal wieder auf.

Dennoch ist „Down In The Weeds, Where The World Once Was“ eine Art Comeback-Album, denn seit der letzten Bright Eyes-LP „The People’s Key“ sind geschlagene neun Jahre ins Land gezogen. Während andere Bands nach einer so langen Zeit mit aller Macht beweisen wollen, dass sie es noch drauf haben – ein meist zum Scheitern verurteiltes Unterfangen — knüpfen Oberst, Mogis und Walcott einfach da an, wo sie aufgehört haben und machen damit alles richtig.

Schon die diversen Vorab-Singles ließen ja erahnen, dass man auf „Down In The Weeds, Where The World Once Was“ keine krampfhaft runderneuerten Bright Eyes zu befürchten hatte. „Persona Non Grata“ etwa war ein geradliniges Stück Indie-Pop, in das sich sogar der in diesem Genre eher ungewöhnliche Dudelsack äußerst harmonisch einfügte. „Mariana Trench“ kombinierte wenig später gekonnt das von „Digital Ash In A Digital Urn“ bekannte elektronische Geknirpsel mit einem Refrain im Stile von „If The Brakeman Turns My Way“ vom Über-Album „Cassadaga“. So weit, so großartig. Und auch der Rest von „Down In The Weeds, Where The World Once Was“ erfüllt nun die hohen Erwartungen, die das bereits Gehörte geweckt hatte. Standesgemäß beginnt auch dieses Album wieder mit einem ausladenden Intro, ehe mit „Dance And Sing“ ein nahezu klassischer Bright Eyes-Song folgt. Ein wenig Lofi-Geschrammel, dazu Conor Obersts brüchige Stimme, eine schnurrende Lap-Steel und am Ende noch eine überraschende Wendung mit eleganten Streichern – alles da und alles so schön wie eh und je. In dieser Hinsicht kaum zu übetreffen ist der bittersüße „Stairwell Song“ über das Auseinanderbrechen einer Beziehung. „You like cinematic endings“ heißt es da an einer Stelle und im Anschluss folgt genau so ein Breitwand-Finale. Herrlich!

Überhaupt läuft auf „Down In The Weeds, Where The World Once Was“ fast alles wie geschmiert. Wie von Zauberhand fügen sich da selbst eine verschachtelte Mini-Oper wie „To Death’s Heart (In Three Parts)“ und das unmittelbar darauf folgende „Calais To Dover“, ein maximal eingängiger Tom Petty-Gedächtnissong, zu einer harmonischen Einheit. Bright Eyes sind eben nun einmal so etwas wie der beste Freund, zu dem man länger kaum Kontakt hatte, mit dem man sich aber beim ersten Treffen nach vielen Jahren gleich wieder blind versteht.

16.08.2022 Hamburg – Fabrik
19.08.2022 Berlin – Tempodrom
20.08.2022 Frankfurt – Batschkapp
23.08.2022 Köln – Carlswerk Victoria
26.08.2022 München – Muffathalle

VÖ: 21. August 2020 via Dead Oceans