Text: Bernd Skischally, 10. Oktober 2017

Wer sich nicht nur reflexhaft vor Can, sondern auch demütig vor Cluster verneigt oder gerne zum zeitgenössischen Ambiente-Electro der Sorte Ulrich Schnauss trippt, der kommt um dieses Duo nicht herum: Franz Bargmann und Timm Brockmann. Anfang der 2010er verhalfen beide Camera zum Ruf als unberechenbarste und zeitweise spannendste Band Berlins, die sich mehrere Jahre lang eine Art instrumentalen Häuserkampf zwischen Kottbusser Tor und Volksbühne lieferte. Und diesen später auf ganz Europa und die USA ausweitete. Seit sie Camera anderen überlassen haben, tourt Gitarrist Bargmann als Live-Begleiter mit den Düsseldorfer Krautrock-Helden Michael Rother und Hans Lampe, während Brockmann bevorzugt als Toningenieur in Berliner Studios tüftelt.

Das auf Bureau B erscheinende Album „Licht“ bündelt nun in beeindruckender Ehrlichkeit die gemeinsamen musikalischen Stärken von Bargmann und Brockmann, die tatsächlich so heißen. Dabei wird hier nicht ins Blaue komponiert, die instrumentalen Stücke gewähren, das spürt man, tiefe Einblicke in die Gefühlswelt der Künstler. „Aufgetürmte tribalistische Schlagzeugpatterns treffen auf Subbässe und Gitarrendrones. Die Verdichtung nimmt stetig und subtil zu, weckt Bilder von Eskalation und Zerstörung, bis die Klangwände sich schließlich in dem ätherischen »Meer« auflösen“, beschreibt das Label, was man hört. Und gewiefte „Bureau B“-Kenner werden nicht nur diese Sätze nach einem Mal lesen entschlüsseln, sondern Brockmann // Bargmann auch unmittelbar für die musikalische Vorlage lieben. Alle anderen lesen noch einmal und stellen sich „Licht“ vor wie einen Film. Am besten in voller Länge genießen. Mit oder ohne Popcorn.

VÖ: 20. Oktober 2017 via Bureau B