Text: Tim Brügmann, 08. November 2019

Brother of many colours! Dennis Grimm alias Brother Grimm wagt mit “On Flatland, On Sand” einen Schritt raus aus dem schwarzen Rosenbeet, gönnt sich ein wenig Farbe und hat sich für sein drittes Album sogar etwas Rückendeckung geholt. Die Nummer drei des brunnentiefgründigen Troubadours erscheint am heutigen Freitag über Noisolution.

Brother Grimm, das waren bis jetzt zwei Alben voll reduzierter, minimal orchestrierter, aber nicht weniger wirksamer schwarzer Materie. Knarzig, scharf schneidend und hin und wieder bedrohlich blubbernd, bahnte sich die Musik ihren Weg durch die Rillen des Vinyls, stets getragen von den schwermütigen Worten ihres Schöpfers. Zwei rohe Diamanten wurden auf diese Weise im Chimney Top Roof Recording Studio im dänischen Freistaat Christiania aufgenommen, für die sich Dennis Grimm der Hilfe seines Freundes Tenboi Levinson gewiss sein konnte. Levinson, selbst als Gitarrist der Voodoo-Blues-Formation Hodja bekannt, lieh Grimm dabei nicht nur einige seiner unzähligen Klampfen, sondern tritt auf „On Flatland, On Sand“ nun auch als aktiver Mitstreiter auf. Den rhythmischen Unterbau stellt darüber hinaus zu einem Großteil Charlie Paschen, der hauptberuflich bei den Rostockern von Coogan’s Bluff hinter der Schießbude sitzt.

Trotz allem ist „On Flatland, On Sand“ ein echtes Grimm-Album, doch with a little help of my friends (u.a. auch Mads Myhne an der Posaune und Justin Moses Gunn am Daumenklavier) verlässt der dritte Märchenband die alten Pfade für eine kurze Weile und beginnt vom Groove zu erzählen. Beschwingter und noch mehr den inneren Bowie herausfordernd, wandelt sich der Mittelteil des Albums zu einer Melange der drei Protagonisten Grimm, Levinson und Paschen. Dreckig wie Hodja, funky wie Coogan‘s Bluff und voll der Grimm‘schen Seele wird lässig Fahrt aufgenommen, ehe die für Brother Grimm typische monolithische Ruhe das Album abschließt. Ein paar Risse in der dunklen Tapete bleiben jedoch und die stehen dem Haus Grimm überraschend gut. Kleinere Eruptionen gab es zwar schon früher mal zu hören, doch nie in dieser wohltuenden und für ein breites Grinsen sorgenden Konsequenz.

Keineswegs flach und schon gar nicht auf Sand gebaut ist „On Flatland, On Sand“ ein mutiger Schritt für Brother Grimm, der es wert war zu gehen. Zu hören gibt es eines der vielleicht kurzweiligsten und rundesten Alben schwer zugänglicher Musik, nicht nur schwarz, sondern auch mit Farbe. Ein Schmaus für die kommenden Wintertage und ein Funken Feuer für die Hüfte, die sich noch nicht in Decken hüllen will. Melancholisch und charismatisch zugleich, dieser Bruder!

06.12.2019 Celle – MS Loretta
07.12.2019 Dortmund – subrosa
08.12.2019 Stuttgart – Café Galao
09.12.2019 Jena – KuBa
11.12.2019 Berlin – Berghain Kantine
12.12.2019 Göttingen – Vinylreservat
13.12.2019 Wiesbaden – Kreativfabrik
14.12.2019 Bremen – Lila Eule
15.12.2019 Hamburg – Knust Bar

VÖ: 08. November 2019 via Noisolution