Text: Nico Beinke, 24. August 2020

Alicia Bognanno schrumpft Bully vom Trio zum eigenen Solo-Debüt. Die 29-jährige aus Nashville ist fortan Sängerin, Gitarristin und Songschreiberin in Personalunion. Wenn auch ihr Gesang an Gwen Stafani zu No Doubt-Zeiten erinnert, bekommen wir es während „Sugaregg“, dem dritten Album von Bully, mit brachialem Indie-Rock der alten (Sub Pop-) Schule zu tun, wie wir ihn von den frühen Hole kennen.

Mit Produzent und Grammy-Gewinner John Congleton (u. a. Sleater-Kinney und St. Vincent) ging es in die Pachyderm Studios in Cannon Falls, in denen schon Nirvanas „In Utero“ entstand, und nach einer kurzen Schaffenspause in die Palace Studios in Toronto, nun allerdings mit Graham Walsh (u. a. Alvvays und METZ) an den Reglern. Mit Tour-Drummer Wesley Mitchell und Bassist Zach Dawes ward ein Grundgerüst für Bully geschaffen, den Rest erledigte Bognanno in Eigenregie.

Zuvorderst stand allerdings ein grundsätzliches Hinterfragen jedes kleinsten Details während ihres Schaffensprozesses. Ergebnis: Ein klarer Fokus und eine zielgerichtete Arbeitsweise, ebenfalls ein Bruch mit den Erwartungshaltungen, die von außen herangetragen wurden und zukünftig werden. Emanzipation nicht nur als Musikerin, als Mensch und im spezifischen als Frau innerhalb einer männerdominierten Plattenindustrie. Daraus lässt sich sicherlich die gehörige Portion Frust ableiten, die Bognanno ihren Hörern vor den Latz knallt.

Derailing my ego and insecurities allowed me to give these songs the attention they deserved.

Kann es denn auch was, das „Sugaregg“? Es kann! Anspieltipp sei das sowohl krachige, wie eingängige „Every Tradition“, das sich Hoffnung auf den Titel „größter kleiner Altweibersommer-Hit“ machen darf, den wir jetzt ganz exklusiv zum ersten und letzten Mal auf Neølyd verleihen.

VÖ: 21. August 2020 via Sub Pop Records