Text: Oliver Schröder, 16. März 2018

„Sweet Home Alabama“ als Tragödie: Caroline Sallee ist in jenem besungenen Bundesstaat aufgewachsen und lebt jetzt in Austin. Dem Song begegnet sie auch heute noch an jeder Ecke in Alabama: „Er verfolgt dich. Er läuft im Radio. Er wird bei Sportveranstaltungen gespielt. Ich begann das Stück in der fünften Klasse abgrundtief zu hassen, als es jede Woche über die Sprechanlage der Schule plärrte“, erinnerte sich Sallee und nahm als Caroline Says ihre eigene Interpretation des gleichen Songtitels auf. Das Resultat hat so gar nichts mit dem Südstaatenrock von Lynyrd Skynyrds zu tun. Stattdessen ist es monoton, catchy und hält einige versteckte verbale Untiefen parat. Um ein knisterndes 60s-Soul-Loop wickelt sich ihr bittersüßer Gesang und lässt den Hörer gekonnt auflaufen, sobald er mit dem Fuß zu wippen anfängt.

So läuft es fast immer bei „No Fool Like An Old Fool“. Ständig ist man hin- und hergerissen zwischen stilvoll verlangsamten Janglepop, der sich an vielen Stellen am amerikanischen Psych-Rock der letzten 50 Jahre bedient, und Sallees Stimme, die einen bitteren Gegenentwurf zum jangeligen Soundgerüst darstellt. Zusammengenommen ergeben beide Elemente ein zerrissenes, uneiniges Bild, dem heutigen Amerika einen adäquaten Spiegel vorhält, der Licht und Schatten annähernd gleichberechtigt gegenüberstellt. Bleibt abzuwarten, welche Seite in Zukunft die Oberhand behalten wird.

VÖ: 16. März 2018 via Western Vinyl