Text: Oliver Schröder, 04. Oktober 2018

Der Elefant steht auf Carpets viertem Album nicht mehr nur im vernebelten Raum herum, sondern wird, prall gefüllt mit psychedelischen Dämpfen, in einen strahlend violetten Abendhimmel fliegen gelassen. Dort experimentiert er waghalsig mit ausschweifenden Jazz- und Blues-Pirouetten, aber findet verlässlich immer wieder zur bewährten Flugbahn zwischen Prog und Rock zurück.

Opener „Selene“ erfüllt dabei seine Aufgabe als solider Aufwärmer ganz hervorragend. Er bringt bereits zusammenfassend auf den Punkt, wie das Album weitergeht, ohne allzu viel vorwegzunehmen. Viele der musikalischen Eckpfeiler werden zumindest kurz angerissen, aber noch nicht bis zum Ende durchgezogen. Den größten Eindruck hinterlassen Carpet nämlich, wenn sie ausloten, wie weit sie gehen können. Und das passiert auf „About Rooms and Elephants“ im Gegensatz zum Vorgängeralbum erfreulich oft. Klanggebilde werden harmonisch aufeinandergeschichtet und mit leidenschaftlicher Energie umgebaut oder sogar wieder zum Einsturz gebracht.

„Full Moon Tune“ sorgt beispielsweise als kürzestes Stück für einen virtuosen Wutausbruch, bei dem man fast schon von Knackigkeit sprechen könnte, wenn auf den knapp vier Minuten Beats und Riffs nicht eine zentnerschwere, reichhaltige Glasur aus drückender Psychedelia läge. „Spanish Pets“ lässt den jetzt schon benommenen Hörer anschließend durch eine beatleleske Soundästhetik schweben und am Ende so zärtlich wie möglich explodieren. „Bitter Lake“ taumelt zunächst zwar etwas unentschlossen zwischen Powerchords und Popappeal, entschädigt dann aber durch ein grandioses Finale, das auf diese Weise endlos lange weitergehen dürfte. Mit „June 19th“ befinden wir uns dann schließlich im jazzigen Nukleus des Albums. Spätestens jetzt wachsen die Augsburger über sich hinaus: Sie gestalten eine wahre Klangwelt. Und diese klang bei Carpet noch nie so konsequent und eigenständig wie auf „About Rooms and Elephants“.

04.10.2018 München – Milla (Releaseshow)
31.10.2018 Münster – Rare Guitar
01.11.2018 Berlin – Dunckerclub
02.11.2018 Hamburg – tba
15.11.2018 Augsburg – Soho

VÖ: 05. Oktober 2018 via Elektrohasch