Text: Alex Beyer, 19. Mai 2017

Vier Chemnitzer, ein russisches Flugzeugdings, eine Schnapsidee und die richtigen Platten im Schrank. Diese Eckpfeiler tragen das erste Album von Caspian Sea Monster, das jedoch so gar nicht nach Erzgebirge oder sowjetischer Militärnostalgie klingt. Vielmehr ist ihr selbstbetiteltes Debüt ein kleines Juwel, das einmal mehr das beachtliche Potential der Szene in Sachsens heimlicher Musikhauptstadt unter Beweis stellt. Das Quartett legt einen fein austarierten Sound an den Tag, spielt mit vielen erfrischenden Referenzen wie etwa Motorpsycho, dEUS oder Tortoise und trägt durch alle Songs eine angenehm warme Melancholie.

Mit zufriedenem Minimalismus, starker Dynamik und viel Liebe zum Detail sorgen Caspian Sea Monster trotz der fast ausschließlich großzügigen Fünfminüter dafür, dass der Spannungsbogen nicht abreißt und strahlen damit dennoch eine beeindruckende Ruhe aus. Ihnen gelingt auf vielen Strecken ein nahezu perfekter Spagat zwischen Pop, Alternative und Post-Rock, ohne sich dabei zu viel aufzuladen. Das besonders Schöne am Album ist sein Wachstum, denn je weiter es voranschreitet, desto dichter wird der Sound und auch nach einigen Durchgängen fallen immer wieder kleine Raffinessen auf. Eine herausstechende Spitze der Platte ist das epische „Shine On“, das förmlich hypnotisierend dazu zwingt, sich auch mit den anderen Songs auseinander zu setzen.

Und es wird nicht zu viel versprochen, denn Titel wie etwa der Opener „Basement“ oder auch das folgende „Lamb“ haben dynamisch wirklich viel zu bieten und mausern sich zu kleinen, emotionalen Feuerwerken ganz ohne Kitsch – großes Kino. „Caspian Sea Monster“ ist ein Debüt, das die Messlatte verdammt hoch anlegt und inmitten von internationaler Konkurrenz an keiner Stelle den Verdacht auf einen deutschen Newcomer lenkt. Zum Weiterhören seien auch die anderen Bands der Musiker empfohlen, Playfellow etwa haben bereits drei großartige Alben veröffentlicht. Mehr davon, bitte!

VÖ: 19. Mai 2017 via Stargazer Records