Text: Oliver Schröder, 16. Oktober 2017

Kurt und Courtney in der Version für Romantiker: Da kann es einfach nichts zu meckern geben. Bei einem derartigen ‚match made in heaven‘ stimmt einfach alles. Schon die erste Single „Over Everything“ ließ da kaum Zweifel. Nun also dazugehörige, windschiefe Album, dessen Titel wie ein farbenprächtiges Kinderbuch mit einer rebellierend niedlichen Hauptfigur. Oder halt wie maritimes Ungeziefer.

Souverän und unaufgeregt sitzen Barnett und Vile zusammen, tauschen sich über ihre Lieblingsmusiker aus und machen Musik. Klar, dass in diesem Dialog Springsteen, Dylan, Pavement und Yo La Tengo vorkommen. Country, Folk und Blues und Indierock sowieso. Dass die beiden eine Menge Arbeit und Herzblut in das Album gesteckt haben müssen, geht zwischen der ganzen ausgestellten schluffigen Selbstverständlichkeit schnell verloren. Das kennt man von beiden Musikern bereits.

Wunderbar schräg fallen die Akkorde wie Herbstlaub, drehen sich ein paar Mal um sich selbst und bleiben am Ende als leuchtender Songhaufen auf dem nassen Asphalt liegen. Dabei klingt „Lotta Sea Lice“ nie einfach nur gefällig nach Lagerfeuer und Veranda, sondern ist immer auch in Bewegung zwischen Song, Atmosphäre und Geräusch. An vielen Stellen scheint es den beiden völlig egal zu sein, wie der Song zu Ende zu bringen ist. Dann zählt nur noch der Moment. Es wird sich die Zeit genommen, die man braucht. Bei keinem Song liegt diese unter vier Minuten. Nur Giant Sand, die z.B. bei „Blue Cheese“ deutlich anklingen, kriegen diese coole Egalhaltung konsequenter hin.

Damit auch endgültig jeder mitkriegt, auf welcher Seite die Herzen beider Musiker schlagen, gibt es zum Abschluss noch den verträumten Countryfolker „Untogether“ von Belly. Diese haben seinerzeit R.E.M. supportet, was in vielerlei Hinsicht den Jangle-Pop-Kreis endgültig rund macht. Gerade in diesen Zeiten, in denen man ohne Tom Petty auskommen muss, erscheint „Lotta Sea Lice“ so tröstlich wie beruhigend.

VÖ: 13. Oktober 2017 via Marathon Artists / Matador Records