Text: Christian Selzer, 01. Februar 2019

Weh tut hier schon lange nichts mehr. Nur das Pochen an der Schläfe und das Hämmern, dieses verdammte Hämmern unter der Schädeldecke erinnern daran, dass da früher mal mehr gewesen sein muss. Tausend Lagen Gewohnheit können zwar vor der Idiotie der Welt da draußen schützen, aber nicht vor den eigenen Dämonen, die sich tief ins Unterbewusstsein gegraben haben. Es sind diese dunklen Obsessionen und unausgesprochenen Gedanken, an denen sich die Wiener Band Culk auf ihrem ersten Album abarbeitet.

Schon der mit „Begierde/Scham” betitelte Opener legt die Messlatte hoch. Wie im Delirium trägt Sängerin Sophie Löw den Text mit nöliger Stimme vor, zieht Silben in taumelnde Längen und gibt Einblicke in ein doppelbödiges Spiel aus Lust, Leiden und Unterwerfung:

Gedankengefesselt, gedankenentfesselnd / schweigt sie für ihn / Die Nicht-Worte schnüren sie zu bis obenhin / Sie ist so wunderschön verschwiegen / er kennt nur sich / Sie sieht ihn nicht an / Er will, dass sie muss / Sie tut es ohne zu sehen / Begierde oder Scham.

Löws Darbietungen zwischen Trance und Trotz – mal auf Englisch, mal auf Deutsch – sind in ein dichtes Netz aus Düstergitarren und Synthflächen eingewebt, das den schwermütigen Tönen der Sängerin den perfekten Rahmen gibt. In den minimalistischen Arrangements herrscht ein Mix aus Postpunk und New Wave, der aber konsequent dazu genutzt wird, stilistische Ausbrüchen zu wagen: „Faust” dreht mit viel Fuzz, Bass und rollenden Drums in Richtung Stoner Rock ab, während „Velvet Morning” das Album mit lärmender Wall of Sound beschließt. Hier ist ein System am Kippen und Culk gelingt es, diesen Prozess in Takte zu gießen.

Seinem Ruf als „spannendster Newcomer-Act der Stadt“ wird das Wiener Quartett mit diesen sieben Songs jedenfalls mehr als gerecht: mitreißendes und herausforderndes Debüt, das Lust auf mehr macht.

18.02.2019 Passau – Zauberberg
19.02.2019 Freiburg – Slow Club
20.02.2019 Köln – Bumann & Sohn
21.02.2019 Hannover – Zum Stern
22.02.2019 Hamburg – Molotow
23.02.2019 Berlin – Monarch
25.02.2019 Dresden – Ostpol
26.02.2019 Nürnberg – Club Stereo
27.02.2019 Bamberg – Pizzini
09.03.2019 (AT) Wien – Das Werk
22.03.2019 (AT) Salzburg – Arge
23.03.2019 (AT) Linz – Kapu
03.05.2019 Augsburg – City Club
04.05.2019 München – Milla
17.05.2019 Stuttgart – Merlin
18.05.2019 Karlsruhe – P8

VÖ: 01. Februar 2019 via Siluh Records