Text: Christian Selzer, 09. Oktober 2020

Was ist eigentlich mit #MeToo passiert? In den Wirren um Covid-19 verschwand die Debatte über Missbrauch und Sexismus von der Bildfläche und damit wohl auch aus den Köpfen vieler. Dabei offenbarte gerade die Krise, dass patriarchale Muster weiterhin das Handeln der Menschen dominieren. Corona machte nicht nur die ungleiche Verteilung der Care-Arbeit sichtbar, sondern ließ auch die Fälle häuslicher Gewalt drastisch ansteigen.

Ein wichtiges Signal sendet die Wiener Band Culk, wenn sie mit ihrem zweiten Album den Kampf gegen tief verwurzelte patriarchale Strukturen wieder aufnimmt. Den musikalischen Rahmen dafür bildet eine Kombination aus Postpunk und Wave, die schon in den frühen 1980ern für schlechte Stimmung gesorgt hätte. Im Zusammenspiel mit der eindringlichen Stimme von Sängerin Sophie Löw entsteht so eine kühle Intensität, die unter die Haut geht. Desillusioniert und assoziationsreich verarbeitet Löw in „Nacht” eine Situation, die viele Frauen kennen dürften: die Unsicherheit als ständiger Begleiter auf dem nächtlichen Nachhauseweg. „Helle Kammer” verhandelt hingegen die unterwürfige und abhängige Rolle, in die Frauen im Familien-, Sex- oder Arbeitsleben gedrängt werden. Und „Jahre später” dreht sich um die Furchen in der Psyche, die diese Übergriffe auch Jahre später noch hinterlassen.

Culk legen mit „Zerstreuen über Euch” ein Werk vor, das nicht leicht zu verdauen ist. Sprachbilder kreisen wie Echos unter der Schädeldecke und führen schmerzlich vor Augen, dass der Kampf gegen strukturelle Ungleichheiten gerade erst begonnen hat. Ein wichtiges Album, das die Kritik an den bestehenden Geschlechterverhältnissen in dringliche Poesie überführt.

23.08.2022 Nürnberg – Z-Bau
24.08.2022 Berlin – Berghain Kantine
25.08.2022 Hamburg – Hafenklang
26.08.2022 Wuppertal – Die Börse
27.08.2022 Saarbrücken – Auftauchen Sommerfest
30.08.2022 Mainz – Schon Schön (+ Smile)
31.08.2022 Köln – Bumann & Sohn
01.09.2022 Stuttgart – Merlin
02.09.2022 (CH) Basel – Hirscheneck
03.09.2022 Homberg – Musikschutzgebiet Festival

VÖ: 09. Oktober 2020 via Siluh Records