Text: Jan-Frederic Goltz, 24. Mai 2018

Datashock. Noch nie gehört, aber wer sein Album „Kräuter der Provinz“ nennt, hat bei mir in Sachen Humor eh schon gewonnen. Wie der Titel selbst schon sagt, ist ohnehin eindeutig um was für ein musikalisches Genre es sich hier handelt: Lupenreiner (psychedelischer) Krautrock. Bereits im Jahr 2003 im beschaulichen Saarlouis nahe der französischen Grenze gegründet, blickt das Kollektiv, das seit Bestehen in einem variierenden Line-Up agiert auf einen beachtlichen Backkatalog von über zehn Alben zurück.

Das neue Werk besticht vor allem durch seine originellen Titelnamen – „Schönster Gurkenschwan“ oder „Spirituelle Enthaltsamkeit im Sandwichverfahren“. „Marodierende Sachbearbeiter aus Teilzeit“ hat mir auch gut gefallen. Aber nun zu den musikalischen Ergüssen, die sich auf sieben überdurchschnittlich langen Stücken verteilen. Ich finde das ja immer bemerkenswert, wie man Titel mit einer Länge von stellenweise 16 Minuten im Kopf behalten kann. Von sägend sphärische Klangwelten, über hippieske Schellenkränze und Klangglöckchen ist alles dabei. Auch experimentelles Geglurkse und unterwasserartiges Geblubber, gepaart mit zierpenden und improvisiert gespielten Saiteninstrumenten, die sich im Hall-Nebel auflösen – eben „Halb-halb, wie ein guter Kloß“.

Beim Durchhören fragte ich mich persönlich, zu welchem Anlass ich diese Platte wohl spielen würde. Vielleicht muss man selbst mal „Im Zuchtstall der Existenzhengste“ gewesen sein, um das 100%-ig zu wissen. Kräuter der Provinz. Alter Schwede, ihr habt doch gekifft!

08.08.2018 Chemnitz – Subbotnik @ Marx Camp

VÖ: 25. März 2018 via Bureau B