Text: Stefan Killer, 27. Februar 2018

Ob das Duo kleinen Katzen die Köpfe abbeißt und noch beim Kauen deren Todesanzeigen ins holländisch-israelische Käseblättchen stellt, sei dahingestellt. Was feststeht, ist das musikalische Kauderwelsch auf dem Debüt der Gaga-, äh, Dada-Punkband Dead Kittens. Klar, wenn Cat-Content schon über den Rand des digitalen Körbchens quillt, ist es höchste Zeit für einen Titel wie „Pet Obituaries“. Zugleich zeigt das Album aber auch, wie einfach – und trotzdem vielseitig – Genregrenzen heute verschwimmen können. Und vor allem dürfen.

Während der holländische Comic-Künstler der Band für „Pet Obituaries“ seine Werke (sound)bewusst der Nickelodeon-Ästhetik der 1990er Jahre anpasst, feuert die israelische Musiknomade in alle Genrerichtungen. In den ersten Momenten von „Lobotomy“ etwa watscht Dead Kittens Schlagzeug und Bass wie auf Koks vor sich her, in den letzten arrangieren sie den vermeintlichen Punksong zu einem verkrüppelten Chorstück, das wohl aus einer schief gelaufenen Gehirnoperation im Stile Tim Burtons hervorgegangen ist.

Dessen Hofkomponist hat Soundtracks geschrieben, die wohl auch für kurze Sequenzen von „Pet Obituaries“ Pate gestanden haben. „I don’t ever want to see your ugly fucking face again“ groovt hingegen selbstbewusst vor sich hin, ehe die Samples den Hörer zum Höhepunkt in eine Klangästhetik zurückschicken, in der es gerade cool wurde, mit intergalaktischen Robotern in weiß-gelben Overalls durch die Stadt zu spacken.

So bettet das Duo Dead Kittens mit seinem Gaudi-Artpunk auf „Pet Obituaries“ zwar eine breite Zielgruppe. Kaum eingesackt, schmeißt es sie aber samt Körbchen in die Regentonne. Vielleicht will Dead Kittens provozieren, wahrscheinlich will die Band mit den Songs ihre bornierten Zeitgenossen kommentieren. Sicher ist, dass sie mit „Pet Obituaries“ sehr unterhaltsam einige gekonnt vor den Kopf gestoßen hat.

17/03/2018 Berlin – Schokoladen

VÖ: 23. Februar 2018 via Noisolution