Text: Oliver Schröder, 03. Mai 2019

Die Ankündigung, dass die Kanadier experimentellen Art-Rock machen, klingt auf Anhieb ja erst mal nicht so sexy. Schlimmstenfalls nach müffelnden alten Männern, die sich vor Lavalampen-Projektionen stellen und sich stundenlang beim Gitarrenstimmen zuhören lassen.

Das erste Stück lässt hier auch noch kein eindeutiges Urteil zu. „Oath of Intent“ dröhnt als Instrumentalstück gleichermaßen einladend wie unheilvoll im Hintergrund des Clubs, während wir vorne noch an der Kasse stehen und überlegen, ob sich das Eintrittsgeld lohnt. „Freeloader Feast“ erlöst uns dann aber recht bald von unseren Befürchtungen. Ein blecherner Basslauf und ein monotoner Postpunk-Beat reichen schon aus, um zu wissen, dass man bleiben will. Endgültig wird der Schalter dann bei “Rabbit” umgelegt. Als hätte sich der mitteljunge Thurston Moore mal so einen richtig schlechten Tag im Studio gegönnt und Slint überredet, als Backing Band einzuspringen, schlurft der Song so wütend wie lässig durch die nächtliche Gosse – verfolgt von einem albtraumhaft quietschenden Saxophon aus der Hölle. Sonic Youth und Velvet Undergrounds „Sister Ray“ stolpern dazu mehrfach durch kaputtgeschlagene Bühnenbilder.

Bemerkenswert, wie hier für jedes Stück die Messer neu gewetzt werden und wie exakt jeder Schlag in den Magen platziert wird. „Oath of Intent“ wird von Deliluh als Sommeralbum präsentiert, kaum auszudenken, wie cool es erst werden wird, wenn der Winter kommt.

23.05.2019 Jena – Glashaus
30.05.2019 Berlin – Schokoladen

VÖ: 03. Mai 2019 via Tin Angel Records