Text: Stefan Killer, 17. August 2017

Schon der Opener auf „Reflections of a Floating World“ lässt erkennen, wohin die Reise mit der US-amerikanischen Band Elder geht: Haben während des Schreibens der ersten drei Alben noch die Einflüsse etablierter Genre-Größen aus Stoner und Doom dominiert, gibt das (mittlerweile zu einem Quartett gewachsene) Trio mit dem Song „Sanctuary“ den zielstrebigen Marsch des Albums in die progressive Richtung vor.

„Reflections of a Floating World“ hangelt sich allerdings weniger entlang komplexer Taktstrukturen, vielmehr bietet das Album seinem Hörer wiederkehrende Themen in Form von Melodien und Stimmungen. Mal eingängig, mal sphärisch brechen Nick DiSalvo, Jack Donovan und Matt Couto wie auf dem Vorgängeralbum „Lore“ Minute für Minute immer mehr mit den Traditionen populärer Tonkunst. DiSalvos Gesang spielt meist eine Nebenrolle, um an den Schlüsselstellen der Songs das Tor zur psychedelischen Ekstase zu öffnen. Bis dahin schießen teils zehnminütige Riff- und Effektfeuerwerke sowie plötzliche Tempowechsel in den ausgeweiteten Klangkosmos.

Denn an dessen Firmament hängt ein neuer Stern in Gestalt des Gitarristen und Keyboarders Mike Risberg, der auch mit Elder derzeit tourt. Auf „Reflections of a Floating World“ sind zudem Einflüsse des Gastmusikers Michael Samos zu hören, was dem Bandsound zusätzliche Tiefe und Komplexität verleiht. Manchmal ist so etwas wie eine Strophe zwar erkennbar. Da aber spätestens nach zwei Minuten ein komplett anderer Teil den Hörer wie eine brausende Welle mitreißt, verlieren selbst die zugänglichsten Teile schnell ihre erdende Wirkung.

Abschließend lässt sich behaupten: Elder ist angekommen. Nach einer vier Alben dauernden Reise in Richtung Progressive Rock bleibt die Band aber soundtechnisch trotzdem im Stoner und Doom verwurzelt. Die Musiker verweben viele verschiedene Erzählstränge zu einem Netz aus sechs überlangen Songs, den Fokus verlieren sie aber nie. Ihre Welt mag umhertreiben, die (selbst)reflektierte Sicht der Band darauf war jedoch nie klarer.

VÖ: 02. Juni 2017 via Stickman Records