Text: Stefan Killer, 17. Januar 2018

„Dissonanzreduktion“ – nur eines der vielen kryptischen und doch so logischen Textfragmente, mit denen die vier Posthardcore-Knaben von Farben/Schwarz ihre lauthalsen Statements zu aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen wiedergeben. Kein neues Phänomen, denn spätestens seit der Ankunft geflüchteter Menschen in Deutschland und den damit einhergehenden Aufmärschen selbstbetitelter Patrioten sowie angeblich besorgter und oppositioneller Bürger haben sich auch hiesige Musiker wieder vermehrt Gesellschaftskritik auf die Regenbogenfahne geschrieben. Mit ihrer dritten EP grätscht die Hamburger Band nun – abweichend von anderen Genre-Vertretern – eher selbstironisch in die zwiespältige Psyche zeitgenössischer (Möchtegern-)Revolutionäre.

Das Instrumental orientiert sich dabei stark und gekonnt an dem, was sich derzeit als Ideal der Klangästhetik des Genres etabliert hat: In Hall getränkte, aber meist definierte Gitarrenzerre trifft demnach auf treibende Schlagzeug-Pattern, welche die Zerrissenheit und den Aufruhr der Aussagen mit Nachdruck betonen. Mit diesen malt Farben/Schwarz Bilder, die sowohl reflektiert als auch pointiert Missstände und Selbstzweifel abbilden. Mal mehr, mal weniger griffig – doch immer stimmig, was die Symbiose aus Text und Ton anbelangt. Während Lieder wie „Das dunkelste Bild“ zwischen Sprech- und Melodiegesang rangieren, sind die restlichen vier der EP „Drei“ meist geprägt von Schreien. Für Farben/Schwarz ist das Werk, wie dessen Titel schon sagt, der dritte Streich in Richtung Großhörerschaft – und vermutlich der bislang vielversprechendste. Zumindest gestandene Posthardcore-Fans dürfen gespannt sein.

VÖ: 19. Januar 2018 via Sportklub Rotterdamm