Text: Säm Wagner, 19. April 2019

Mehr Glamrock wagen! Die räudige Drogen-Combo aus dem Londoner Stadtteil Peckham ist zurück und hinterlässt ganz neue Töne. Wo vormals psychedelischer, exzessiver Postpunk herrschte, regiert nun opulenter Neo-Pop und sogar ein bisschen Sexyness.

Keine Angst, Sänger Lias Saoudi und seine Band spinnen noch immer, leben im Studio und vor allem auf der Bühne völlig narrische Momente in vollen Zügen aus. Doch „Serfs Up“ (wunderbare Anspielung auf die Beach Boys, die die Fat White Family im Entstehungsprozess des Albums mit Sicherheit rauf und runter gehört haben) ist das erste Popalbum der Band geworden. Vorab-Single „Feet“ bietet Pet-Shop-Boys-Anleihen auf und Album-Höhepunkt „Tasten good with the Money“ gar gregorianische Chöre.

Dazwischen mäandert „Senfs Up“ bisweilen vor sich hin, verliert aber nie die Vision: Einen neonbunten Trip auf Pop zu erleben. Die rohen, unvorhersehbaren und wilden Liveauftritte der Fat White Family bildet das Album wieder nicht auf. Aber durchaus: Serfs Up könnte für die Fat White Family sein, was „Screamadelica“ für Primal Scream war oder „Merriweather Post Pavilion“ für Animal Collective: Blühender Pop auf Halluzinogenen.

02.06.2019 Hamburg – Molotow
03.06.2019 Berlin – Bi Nuu

VÖ: 19. April 2019 via Domino Records