Text: David Maneke, 14. September 2018

Über „The Room“, das vierte Album der in Berlin ansässigen Band Fenster, gibt es eine Geschichte zu erzählen. Der Name des Albums kommt nicht von ungefähr, sondern ist programmatisch: jeder Song wurde in einem Raum eines Hauses aufgenommen, in dem die Band zur Aufnahme gelebt hat – „The Room“ ist das Ergebnis eines verdichteten, gemeinsamen Produktionsprozesses. Was auch immer das Ziel dieses Experiments war, es hatte jedenfalls den Effekt, dass die Songs durch die Bank stimmig zusammen gefügt wurden. Herausgekommen ist ein angenehm beruhigtes Opus Magnum das musikalisch um die Schlagworte Retro und Futurismus oszilliert, ist dabei so ungezielt psychedelisch-spacig dass dem ästhetischen Referenzrahmen genüge getan wird, ohne ihn zu beschneiden.

Und, die interessante Entstehungsgeschichte in allen Ehren, ist das ja eh das viel interessantere beim Kennenlernen eines Albums. Songstrukturen werden ausgereizt statt gesprengt, Harmonien werden an die Grenze ihrer Harmonien gedrängt, ohne dissonant zu werden. Fenster haben einen ganz stimmigen Longplayer eingespielt, bei dem jeder Song das Gesamtgefüge stützt, ohne den Vergleich zu irgendeinem anderen Song des Albums scheuen zu müssen. Dabei halten Fenster Maß – jeder Song ist mit Ideen angereichert, ohne dabei so sehr übersättigt zu sein, dass der Hörer überfordert wird und dieses Prinzip beherzigen Fenster in jedem einzelnen Song genauso wie auf Albumlänge.

Gut, es ist kein Album für eine lebhafte Party, auch nicht für grausamen Liebeskummer. Es ist kein Stimmungsverstärker, sondern eine Zeitmaschine in die Zukunft, so wie sie uns in den späten Siebzigern und frühen Achtzigern porträtiert wurde. Um nochmal die kritische Handbremse zu lockern: „The Room“ ist ein wunderbares Album, obwohl es nicht auf Anhieb Begeisterungsstürme auslöst. Aber es nimmt sich die Zeit, die es braucht um nachhaltig zu beeindrucken. Und wenn man sich dann irgendwann in seinen Gedanken gemütlich mit Drink in der Hand auf einer Reise durch Raum und Zeit wiederfindet, als zufriedener Beobachter jener futuristischen Phantasien, die einige der schönsten spacigen Träumereien unseres kollektiven Gedächtnisses hervorgebracht haben, dann kann man beruhigt feststellen, dass das Album wohl sein Potenzial entfaltet hat. Und dann bitte zurücklehnen und genießen.

12.09.2018 Dresden — Ostpol
13.09.2018 Berlin — Lido
14.09.2018 Leipzig — Conne Island
16.09.2018 (AT) Wien — Venster
17.09.2018 (CH) St Gallen — Schwarzer Engel
19.09.2018 (CH) Zürich — Zukunft
26.09.2018 Nürnberg — Z Bau
27.09.2018 München — Milla
28.09.2018 Hannover — Hafen

VÖ: 14. September 2018 via Altin Village & Mine