Text: Tim Brügmann, 06. März 2019

Immer noch Gänsehaut? Wie die Zeit vergeht. Es ist schon wieder knapp drei Jahre her als uns das Anglo-US-Skandinavische Trio FEWS mit dem Song „100 Goosebumps“ und ihrem dazugehörigen Album „Means“ aus den Latschen wehte. Post-Punk meets Indie-Rock, fragile Lyrics gepaart mit treibenden Lo-Fi-Exzessen und einer an frühe Interpol-Glanztaten erinnernde unterkühlte Atmosphäre standen auf dem Menü. Dieser Tage erscheint mit dem Titel „Into Red“ nun der langersehnte Nachfolger. Und die Erwartungen könnten größer nicht sein.

Nun ist es endlich soweit und die beiden MySpace-Freunde David (Dee) Alexander und Fred Rundqvis legen zusammen mit Bassist Lulu und Rasmus „Rusty“ Andersson an den Drums das langersehnte zweite Album vor. Waren die vorab veröffentlichten Singles „Business Man“, „More Than Ever“ und „Paradiso“ tatsächlich Hoffnung schürende Vorboten, fallen die weiteren sieben Tracks in ihrer Gesamtwirkung etwas ab. Vier Jahre nach „The Zoo“ fehlt es FEWS am großen Aha-Effekt, der ihren Namen in den ersten Jahren der Bandgeschichte stets begleiten sollte. Dabei spielt die Band auch weiterhin eine hervorragende Melange aus hochkarätigem Post-Punk, monotonem Shoegaze-Charme und der nötigen Prise Indie-Chart-Hit, „Into Red“ will aber nicht wirklich zum Volltreffer heranwachsen.

Ein Großteil der Songs mag erst im letzten Drittel so richtig zünden, während man das Gefühl nicht los wird, dass sie sich erst im Live-Setting zu vollwertigen FEWS-Songs mausern werden. Klar ist das für ein Zweitwerk etwas weit hergeholt, dennoch findet sich auf „Into Red“ nicht der gleiche energetische Post-Punk-Sturm wieder, den man erwarten konnte. Die wahre Gänsehaut bleibt aus, hinterlässt jedoch trotz allem ein Album mit einem gewissen Tiefgang, und einer geradlinigen Entschlossenheit. Nach einem fulminanten Debüt hat man jenes nicht einfach kopiert – nein, man hat durchaus Neues gewagt – es aber auch leider nicht getoppt.

19.03.2019 – Köln – MTC
20.03.2019 – Hamburg – Molotow Skybar+

VÖ: 01. März 2019 via PIAS