Text: Tim Brügmann, 04. August 2020

Fontaines D.C. sind tot, lang leben Fontaines D.C.! Knapp ein Jahr nach dem großen Durchbruch und dem Erfolgsdebüt „Dogrel“ legen die fünf Post-Punk-Shootingstars bereits ihr zweites Album nach. „A Hero’s Death“ titelt das überraschend fix veröffentlichte Zweitwerk. Und siehe da, es wohnt ihm ein erheblicher Stimmungswechsel inne. Moodier und more searching, lässt uns die Band wissen und tatsächlich liefern die Iren auf dieses Versprechen hin ab. Nur ob das für einen zweiten Hype reicht?

In einer anderen Welt, wäre die Geschichte der Fontaines D.C. eine astreine Erfolgsgeschichte. Eine Band, die die Welle des Hypes reitet und nicht von ihr geschluckt wird. „Band of the Year“, tönte BBC und zahlreiche weitere Nominierungen und Preise wurden den bescheidenen Jungs geradezu hinterher geschmissen. Dabei drohte der Ansturm auf die Band, eben diese fast zu zerbrechen, die Welle sie doch am Ende zu schlucken. Plötzlich ständig unterwegs, entfernten sich die Bandmitglieder – Grian Chatten, die Gitarristen Carlos O’Connell und Conor Curley, Bassist Conor Deegan III und Schlagzeuger Tom Coll – nicht nur immer weiter voneinander, sondern auch immer weiter von sich selbst. Ganze Tour-Abschnitte wurde nicht miteinander gesprochen. Die Wände rückten immer näher. Shows wurden gecancelt und die Band verbarrikadierte sich schließlich im heimischen Dublin, stürzte sich kopfüber in neue Aufnahme-Sessions, um das Feuer, was sie einst zu einer Band machte, wieder zu entfachen.

„A Hero’s Death“ ist somit nicht nur ihr zweites Album, sondern bereits die Wiedergeburt. Dabei präsentiert sich die Band in wesentlich dunkler gefärbten Klangkleidern, wirkt geradezu impressionistisch und glänzt mit sphärischen Klangteppichen. Isolation und Orientierungslosigkeit sind die beiden deutlich hörbaren Eckpfeiler dieser Platte. Und doch passiert es wieder einmal, dass das Album in seiner Gänze nicht mit den Vorboten mithalten kann.

Klangen Fontaines D.C. noch vor ihrem Debüt auf den sogenannten „Darklands Versions“ so unfassbar interessant und ungezähmt, fiel das Endprodukt nicht mehr ganz so wändeeinreißend aus. Selbiges wiederholt sich auch auf „A Hero’s Death“, das neben dem grandiosen „Televised Mind“ und dem Titeltrack doch eher zu viel vom Valium genascht hat. Zwar klingt „A Hero’s Death“ wunderbar und es wird enorm viel Atmosphäre aufgebaut, so richtig wollen die Songs aber nicht im Ohr zünden. Verhallt der letzte der elf Songs, verhallt auch das Echo, das einem Fontaines D.C. einst ins Ohr gelegt haben.

Und auch wenn die Band bewusst kein Album voller „post punk bangers“ aufnehmen wollte – „Living in America“ wäre durchaus einer – überzeugt das Album mit seiner balladesken Schwermütigkeit nicht wirklich. Viel eher ärgert man sich darüber, dass Fontaines D.C. ihre rasante Ruhmesfahrt so schlecht weggesteckt zu haben scheinen. Etwas was die Hype-Kollegen von Idles, Shame oder The Murder Capital allem Anschein nach besser hinkriegen. Denn während diese Truppen weiterhin mit Gift spucken, spielen Fontaines D.C. lieber den introvertierten Jungen im Eck: “I do hope that people are shocked,” lässt uns Chatten wissen und schließt mit den Worten: “This is us as people. If people can’t accept it or don’t like it, then their band is gone.” Schockieren tun Fontaines D.C. mit dem gewagten aber leider nur soliden “A Hero’s Death” nicht, dafür mit selbstgerechtem Gejammer aus dem Presse-Kit.

25.03.2022 München – Neue Theaterfabrik (Nachholtermin)
28.03.2022 Berlin – Astra (Nachholtermin)
29.03.2022 Hamburg – Gruenspan (Nachholtermin)
04.04.2022 Wiesbaden – Schlachthof (Nachholtermin)
05.04.2022 Köln – Live Music Hall (Nachholtermin)
17.-19.06.22 Hurricane / Southside Festival

VÖ: 31. Juli 2020 via Partisan Records