Text: Oliver Schröder, 13. April 2017

“Boing, Boom, Tschak” – Kaum möglich, über das Album der Gnoomes zu sprechen, ohne Kraftwerks Elektropop-Statement zu erwähnen. Der Einfluss der Elektropioniere auf Landeshauptstadt und internationale Musikwelt ist vielfach hinreichend erklärt worden. Was Düsseldorf für Kraftwerk war, könnte Perm für Gnoomes werden. Genügend geschichtliche und geopolitische Anhaltspunkte, um sie in bedeutungsvolle Musik umzusetzen, gibt es durchaus. Die östlichste Millionenstadt Europas hieß eine Zeit lang Molotow, war Standort eines Kriegsgefangenenlagers und gilt als Industriezentrum im Schatten des Ural.

Diese Fakten sind insofern interessant, als dass Gnoomes diese Umgebungsfaktoren in faszinierend minimalistische Soundscapes aus statischem Rauschen, fast schon trauervoll schwelgenden Vocals und Techno-Psychedelia verwandeln. Seit dem Vorgängeralbum „NGAN!“ haben sie sich etwas vom sphärischen Postrock gelöst und bieten nun mit “Tschak!“ eine Gegenüberstellung zum westlichen Krautrock und der daraus hervorgegangenen Elektronika. Bei allen Bezügen zu den frühen Achtzigern, landen sie dabei immer wieder in der Nähe der späten Mogwai oder Public Service Broadcasting. Besonders mit letzteren teilen sie die geradezu friedvoll-ehrfurchtseinflößende Weite in ihren Stücken. „One Step“ und „B-Day“ klingt dazu stark nach einer mutigeren Neuauflage von Karl Hydes Soloprojekt mit Brian Eno. Und das sind einschlägige Referenzen, mit denen sich durchaus arbeiten lässt.

VÖ: 07. April 2017 via Rocket Recordings