Text: Nils Hartung, 15. Juli 2016

Jessica Numsuwankijkul hat gründlich aufgeräumt. Für die Arbeiten am zweiten Album ihrer Heliotropes wechselte die New Yorkerin kurzer Hand das komplette Line-Up der Band aus und setzte die Segel auf Neuanfang. Auch musikalisch bleibt auf „Over There That Way“ nicht mehr viel vom gelobten Psych-Rock Debut „A Constant Sea“ übrig. Schon der windschiefe Opener „Normandy“ lässt ahnen, dass Numsuwankijkul den angenehm unkonventionellen Sound des ersten Albums auf „Over There That Way“ über Bord geworfen hat. Die Gewissheit erhärtet sich, als die rumplige Schunkelnummer „Wherever you live“ inklusive Fahrt aufnimmt: Die Heliotropes gefallen sich mit neuem Popappeal – verschwitze Saxsoli inklusive. Gewiss könnte dieser Ansatz auch wunderbar funktionieren, wenn einem die Band nicht in nahezu jedem Song eine weitere abgehangenen Pop-Floskel um die Ohren hauen würde. Der energetisch Wave-Track „War isn’t over“ lässt noch einmal kurz Hoffnung aufblitzen, dass Numsuwankijkul mit ein wenig Konventionspop zum Einstieg einfach eine falsche Fährte legen wollte. Doch spätestens bei „Easy“ kommt man zu der Gewissheit, dass die Grunderneuerung der Band – leider, leider – mehr Fluch als Segen mit sich gebracht hat. So können die höhepunktarmen Songs auf „Over There That Way“ am Ende nur die Euphorie eines Schulterzuckens auslösen.

Das Album erschien heute via The End Records.