Text: Nico Beinke, 02. Oktober 2020

Ein wahrgewordener Rezensenten-Traum dieses Album! Denn, wem zu „Whatever It Is“ nichts einfällt, dem ist nicht zu helfen. Hello Forever kommen als überdrehte Westcoast-Variante der Housemartins, gespickt mit Sparks zu ihrer besten Zeit, ihrer kreativen Sturm-und-Drang-Phase für Island in den 70ern.

Zuallerallererst klingt das erste Album der Kalifornier aber nach dem 2012er-Release von Dirty Projectors: „Swing Lo Magellan“. Während im Pressetext überschwänglich die Nähe zu den Beatles und Beach Boys beschworen wird, klingen Hello Forever – der vielstimmigen Chöre geschuldet – vielmehr nach TV on the Radio und eben Dirty Projectors, halt nach Indie und nicht (nur) nach blinder Heldenverehrung.

Wie ist es bspw. Cotton Mather und ihrem 97er Album „Kontiki“ ergangenen? Es ist offensichtlich möglich, fantastische Songs zu schreiben und trotzdem weitestgehend unbeachtet zu bleiben, auch und vor allem wegen der offensichtlichen Nähe zu den Beatles. Aber wie sollte es auch nicht nach sonnendurchtränkten, sanguinischen Kleinoden an die Freude klingen, wenn im kalifornischen Hippie-Kollektiv musiziert wird. Und so sei „Whatever It Is“ fortan der kleine, weitaus weniger melancholische Bruder der „Pet Sounds“.

Ich habe ein Faible für Debüt-Alben im Allgemeinen, da unverfälschter Enthusiasmus häufig in impulsartige Schaffenskraft umschlagen kann. Eine reine Form von Authentizität, die oft während folgender Alben verloren geht, wenn fortan Erwartungen an die Musiker herangetragen werden. Hello Forever verströmen pure Lebensfreude!

VÖ: 02. Oktober 2020 via Rough Trade Records