Text: Lennard Göttner, 23. März 2020

Hin und wieder, da begegnen wir Dingen oder Momenten, die uns Freude schenken. Dinge, die sich gut und irgendwie richtig anfühlen. Und manchmal – ich meine wirklich nur manchmal – scheint etwas perfekt zu sein. Der Moment, in dem wir völlig unkontrolliert, absichtslos und instinktiv mit etwas zu- und übereinstimmen.

Hilary Woods, einst Bassistin von JJ72, präsentiert mit Birthmarks ein düsteres und atmosphärisches Werk, das die Benennung ihrer früheren Aktivität endgültig in die Überflüssigkeit schießt. Der introspektive Longplayer bedrückt, ist finster und wirkt teilweise sogar bedrohlich. Analoge Bass-Synthesizer, Field Recordings und gedämpfte Vocals werden innerhalb der acht Songs immer wieder mit einem energischen Cello und einem pointierten Saxophon untermauert. Und innerhalb dieser gespenstischen Klanggefüge schwirrt eben diese eine Stimme herum, die nach Hilfe und Antworten zu rufen scheint. Hilarys Vocals sind so prägnant und auf den Punkt genau, dass in der Kombination mit dem instrumentellen Schaffen beim Hören eben tatsächlich manchmal das Wort „perfekt“ herumfliegt.

Die acht Songs fühlen sich dabei überhaupt nicht wie einzelne, getrennte Szenen an. Im Gegenteil. Das Album ist ein Art-Work, das durch und durch zusammenhängt, was mit Sicherheit auch mit Hilarys kürzlicher Film-Soundtrack-Erfahrung in Verbindung steht. Birthmark hat dabei eine so einnehmbare und hypnotische Anziehungskraft, dass das Werk wahrscheinlich tatsächlich als Sci-Fi-/Thriller-Soundtrack für einen Film dienen könnte.

So oder so: Hilary Woods schafft mit Birthmark ein düsteres, atmosphärisches und kraftvolles Werk, das dabei eine so einnehmbare und anziehende Wirkung hat, dass es teilweise perfekt zu sein scheint. Der Fakt, dass die Irin während der Aufnahmen hochschwanger war, macht das Album umso interessanter, da der introspektive Prozess der Schwangerschaft im direkten thematischen Zusammenhang mit dem Art-Work steht.

VÖ: 13. März 2020 via Sacred Bones Records