Manchmal kann man es kaum glauben, wenn längst in der Versenkung verschwunden geglaubte Musiker plötzlich wieder da sind. Jack Peñate war in der Vergangenheit für eingängigen Indie Rock mit Pop-Melodien bekannt und setzte wie viele Kollegen aus dem Vereinigten Königreich auf eine Live-Band, gestreifte Shirts und catchy Gitarren-Melodien. Dann, irgendwann im Jahr 2009, verschwand er plötzlich von der Bildfläche. Nicht, wie sich jetzt herausstellt, um der Musik für immer den Rücken zu kehren: Der neue Silberling „After You“ kann vielmehr als seine abgeschlossene Metamorphose, als ein Neuanfang gesehen werden.
Der Opener „Prayer“ zeugt bereits von dieser Verwandlung: die Indie-Einflüsse sind endgültig passé, Peñate hat zu deutlich elektronischeren Klängen gefunden. Synthesizer bilden die Basis für seinen Gesang, der deutlich expressiver um die Ecke kommt. Mit Percussion-Beats und Call and Response-Elementen bedient sich „Prayer“ ordentlich bei Soul und Funk. Sein neues Album hat Peñate größtenteils alleine mit einem Keyboard in irgendwelchen Hotel-Zimmern aufgenommen, als Konsequenz rückt die Gitarre auf „After You“ zunehmend in den Hintergrund. „Gemini“ beispielsweise kommt beinahe komplett mit einem Solo-Piano aus, auf dessen Klänge Erinnerungsfetzen als spoken words festgehalten werden. Ganz entsagen kann der Musiker den Sechssaitern aber nicht: „Loaded Gun“ setzt auf laid-back Beats, Piano und eine Akustik-Gitarre.
„After You“ stellt eine Zäsur dar im Schaffen des (verloren geglaubten) Künstlers – und auch, wenn viele Stücke wie recht rohe Songskizzen wirken, kann das Album auf ganzer Linie überzeugen. Die Mischung aus Lofi-Electro, Ambient-Klängen und klagendem, expressiven Gesang steht Jack Peñate ausgezeichnet! Gerade die Vorab-Singles „Prayer“ und „Murder“ setzen sich hartnäckig im Gehörgang fest. Man darf gespannt sein, was als nächstes folgen wird.