Text: Oliver Schröder, 11. Juli 2016

Alles neu macht Jambinai. In der kuscheligen Sparte Postrock machen es sich Künstler und Zuhörer allzu oft zu gemütlich. In immer wieder neuen Varianten erscheinen immer wieder neue Alben neuer und etablierter Künstler, die das Pendel zwischen gewaltigem Bombast und leiser Melancholie in unterschiedlichen Geschwindigkeiten hin- und herschwanken lassen. Visuell oft eindrucksvoll begleitet wird der immer gleiche, multiple kleine Tod zelebriert. Es fehlt an Gefährlichkeit, Entdeckungswillen, ja auch an Herausforderung. Denn wer will schon dauerhaft durch unendlich blühende Landschaften mäandern und dann in ewiger Schönheit sterben?

Jambinai vollziehen mit ihrem zweiten Album „A Hermitage“ einen schlicht atemberaubenden Crossover aus traditioneller koreanischer Folklore und einer Vielzahl an Features aus Jazz, Postrock und experimentalen Klängen, die keiner Schublade zuzuordnen sind. Wenn man der Platte ein Attribut zuordnen müsste, wäre wohl ‚angriffslustig‘ ein gut geeigneter Kandidat. Wut, Kampfeswille und unbändige Kraftanstrengung ziehen sich als roter Faden durch alle Songs, wobei sich die Musiker nicht einfach mit Gitarrengewalt episch in die Lüfte schwingen, sondern mithilfe volkstümlicher koreanischer Instrumente immer wieder kleine Nischen öffnen, in denen sich neue, unerwartete Nebenschauplätze auftun.

Bei aller Komplexität ist „A Hermitage“ aber kein verkopftes Stück reiner Kunstmusik, sondern ein emotional aufgeladenes, wütendes Album, das den dauersatten Hörer furios in den Hintern zu treten vermag. Hier sei mit dem unfassbaren „Abyss“ der einzige Vokaltrack der Platte als Beispiel genannt, in dem der koreanische Rapper Ignito eine tiefe Schneise durch das lebensgefährliche Dickicht aus koreanischer Fiedel und Zitter schlägt.

15/07/2016 Ottensheim – Open Air
22/07/2016 München – Peace & Noise Festival #2
07/08/2016 Berlin – Berghain (Kantine)
12/08/2016 Haldern – Haldern Pop Festival

VÖ: 17. Juni 2017 via Bella Union