Text: Judith Jung, 11. Mai 2018

Ein Männlein steht im Walde, aber es ist weder still noch stumm: Im Video zu „The Ghost in Your Smile“, dem Titeltrack seines Debütalbums, beschallt Jarle Skavhellen einen trüben Forst. Kleine weiße Waldgeister, die Filmfans aus Hayao Miyazakis Animeklassiker „Prinzessin Mononoke“ bekannt sein dürften, wuseln dabei um ihn herum.

Das Klischee des einsamen, naturverbundenen Folksängers mit einem popkulturellen Augenzwinkern aufzubrechen ist auch Skavhellens musikalischer Ansatz – der norwegische Singer-Songwriter hat ein charmantes, cleveres und sehr skandinavisches Folkpopalbum geschrieben, das zu keiner Zeit in typische Genrefallen wie Gefühligkeit oder Biederkeit tappt.

Skavhellens simple, melancholische Gitarrenakkorde sind immer wieder liebevoll mit Details angereichert, die man von artverwandten Künstlern wie dem frühen Loney Dear kennt – seien es Countryeinlagen mit Banjo und poppige Synthesizer („Now That I Know“), Backgroundchöre („Matylda“) oder Bläserarrangements („Coming Home“). Ganz klar zählt auch The Tallest Man on Earth zu Skavhellens Einflüssen; die Stimmen der beiden Musiker sind sich mitunter zum Verwechseln ähnlich.

Die Produktion von „The Ghost in Your Smile“ hebt das Album jedoch aus der Masse hervor: Während andere Liedermacher und ihre Instrumente ganz nah und unberührt am Mikrofon bleiben, um Intimität herzustellen, wabert in Skavhellens Songs eine ordentliche Portion Hall mit. Dies gibt der Musik eine entrückte, unwirkliche Qualität, die elegant das Thema des Albums herausarbeitet: Geister und Heimsuchungen aller Art. So singt Skavhellen, umringt von den kleinen weißen Waldbewohnern, gleich zu Beginn: „If you poke my glass eye / I’ll be the ghost in your smile“.

23.05.2018 Berlin – Kulturhaus Insel

VÖ: 11. Mai 2018 via Nettwerk