Text: Oliver Schröder, 20. Dezember 2016

John Cale ist und bleibt eine Ausnahmeerscheinung. Der studierte Waliser verband auch vor und nach The Velvet Underground experimentelle Rockmusik und Klassik auf seine ganz eigene Art und Weise. Sein Liveklassiker von 1992 wurde jetzt neu aufgelegt. Zweifellos handelt es sich bei „Fragments Of A Rainy Season“ um ein Meisterwerk. Ein zeitloses noch dazu, was neben der Auswahl an Songs vor allem an deren Darbietung liegt. Nur mit Klavier und Gitarre ausgestattet machte sich Cale auf den Weg durch seinen damals bereits beachtlichen Backkatalog.

Sein Kammerpop von „Paris 1919“ gewinnt so ebenso noch einmal an Eindringlichkeit, wie der gewalttätige Pianopunk „Fear“ oder seine Interpretation von „I’m Waiting for my Man“, das vom Publikum frenetisch abgefeiert wird. Das wohl bekannteste Stück auf dem Album stammt dabei nicht einmal von ihm selbst: Leonard Cohens vielgecovertes „Hallelujah“ fand durch Cale seine definitive Vollendung. Aufgestockt mit vorher unveröffentlichten Outtakes bietet „Fragments Of A Rainy Season“ zusätzliches Material, das nicht nur eingefleischten Fans zusagen wird. Auf der anderen Seite fasert die ursprünglich etwas kompaktere Zusammenstellung an den Enden etwas aus. Ob man die limitierte Dreifach-Vinylversion im Klappcover also wirklich benötigt, muss jeder für sich selbst entscheiden. Vor allem, wenn das Originalalbum bereits im Schrank steht. Im Jahr der toten Rockstars wird das Reissue zum willkommenen Reminder, Cales Platten wieder häufiger zu hören. An Faszination haben sie definitiv nichts verloren.

VÖ: 09. Dezember 2016 via Domino Records.