Text: André Habermann, 10. Februar 2020

Eine längst überfällige Liebeserklärung an eine (gefühlt) sträflich missachtete Band der Vergangenheit. Die Rede ist von Jonas – eine deutsche Indie-Formation aus dem Landkreis Grafschaft Bentheim, die leider nur von 1996 bis 2001 existiert hat. Neben der EP „Suicide Sunday E.P.“ aus dem Jahre 1998 hat die Gruppe mit „September Sex Relationship“ (1998) und „Sorry, I’m Sorry, Sorry“ (1999) zwei unglaublich gute Longplayer über das legendäre Hamburger Label L’Age d’Or veröffentlicht.

Es war die Zeit, in der Tocotronic noch zu dritt in Trainingsjacken und Cordhosen herumgelaufen sind; in der es noch kein ernsthaftes Internet gab und man seine musikalische Sozialisation durch Print-Magazine, Fanzines und Mundpropaganda erarbeiten musste. Kein easy Spotify-Geklicke oder gezielte Filter durch Blogs wie heutzutage. Das war noch echtes jagen und sammeln. Apropos sammeln: Das (meist ziemlich hässliche) CD-Regal im Jugendzimmer musste natürlich gepflegt und bestückt werden. Daher war der samstägliche Gang zum Müller Markt (der hatte damals tatsächlich eine ziemlich gute Auswahl an Tonträgern) gesetzt. Da Schallplatten mittlerweile wieder out waren, musste man sich durch unzählige Silberlinge kämpfen, die vorrangig nach dem Artwork ausgesucht – und an die Abspielstation geschleppt – wurden.

Und irgendwann befanden sich unter den meterhohen Stapeln auch die eben genannten Alben von Jonas. Nach den ersten zwei Minuten am verranzten CD-Player der besagten Musikabteilung (von den Kopfhörern gar nicht erst zu sprechen) war klar: Absolute Liebe! Diesen – nennen wir es folkigen Grunge oder grungigen Folk – konnte eigentlich keine Band außer Nirvana oder der große Neil Young fabrizieren. Aber hier schrammelten sich vier Jungs (damals wohl im ähnlichen Alter) aus dem deutschen Irgendwo in das vergrungte Herz und lies einen nicht mehr los. Bis heute.

Leider hat sich die Band um Matthias Exler (was für eine Stimme!), Jan van Triest, Ole Petras und Sebastian Fremder Anfang der 2000er aufgelöst und mit Union Youth eine neue Formation gegründet. Jonas war Geschichte. Und was für eine! Vielen Dank liebe Leute hinter dem unscharfen Foto für diese zwei kleinen Offenbarungen. In ewiger Liebe & Amen.

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