Text: Stefan Killer, 12. Oktober 2018

Vom Gipfel zwitschern die Vögel. Ihr Gesang zieht den Hörer gleich in den ersten Sekunden des zweiten King Buffalo Albums magisch auf diesen musikalisch erhabenen Berg. Und noch ehe die Sonne aufgeht, spielt das Trio aus den Vereinigten Staaten mit akustischer Gitarre den „Morning Song“. Er ist der erste auf „Longing To Be The Mountain“. Ganz gemächlich – zurückgenommenes Schlagzeug, unaufgeregter Gesang. Folkig progressive 1960er-Jahre vielleicht? Gitarre und Gesang schwelen bis zum treibend krautigen Fuzz. Der Berg ruft.

Krautrock-Einflüsse sind auch in „Sun Shivers“ zu hören. Gitarreneffekte erinnern an die Wärme der Sonne auf dem Weg nach oben. Die instrumentale Situation auf dem kargen Fels wirkt bisweilen wie trockener Desertrock, ehe in „Cosmonaut“ pointiert wiedergegebene Psychedelik den Ton angibt. Sphärisch chorische Teile wechseln sich mit atmosphärischen Synths und noisigen Gitarren ab.

Textlich ist King Buffalo auf „Longing To Be The Mountain“ mit eher philosophischen Themen beschäftigt, zumindest laut Aussage des Frontmanns Sean McVay:

Im Album geht es darum, nach Bedeutung zu suchen. Und darum, seinen Platz in einer zunehmend turbulenten wie chaotischen Welt zu finden.

Melodisch wie harmonisch haben sich die drei Mitglieder längst gefunden. Das wird auch während des ersten Höhepunkts auf dem Album schnell klar: In „Quickening“ vereint die Band vertrackt stimmungsvolle Melodien mit der gewohnten Härte ihrer Kollegen von Stickman Records, des Labels ihrer Wahl.

Der Synth-Beginn des Titeltracks à la Livejam in Pompeji bildet dann die erfrischende Überleitung auf der Zielgeraden Richtung Gipfel. Der Weg auf den Berg wird nun zuhörens steiniger, härter. Je weiter oben, desto dünner die Luft. Dadurch ändert sich die Wahrnehmung, bis der Hörer schließlich selbst zum Objekt seiner Besteigung und mit „Longing To Be The Mountain“ eins wird. King Buffalo hat ihn gut (durch die Platte) geführt.

Wie es sich musikalisch anfühlt, Berge zu versetzen, lässt sich während des anschließenden Abstiegs im zunächst federleichten „Eye of the Storm“ erkennen. King Buffalo macht auf dem Weg noch mal Halt an allen Lagern: Selbst die Tiefen der Unterwelt zucken kurz in Form metalähnlicher Riffs auf. Der Song klingt, als hätte die Band schlussendlich den Sinn gefunden.

Mit „Longing To Be The Mountain“ entzieht sich King Buffalo knapp dem Prog und huldigt stattdessen frühem Kraut-, Stoner- und Psychedelicrock. Organischer und authentischer als so manch andere Band in diesen Genres. Und die Käufer der ersten CD-Pressung bekommen nach der Gipfelerfahrung sogar noch die Vorgänger-EP „Repeater“ als Kreuz obendrauf. Amen.

VÖ: 12. Oktober 2018 via Stickman Records