Text: Esther Sambale, 25. September 2020

Wäre „Darkest Dreams“ mein Traum, er würde in einem verlassenen Gewächshaus spielen. Draußen ist es tiefste Nacht, an den beschlagenen Fensterscheiben lehnen schwermütig die großen grünen Blätter tropischer Pflanzen. Von irgendwoher glüht im Innern ein sanftes, gelb strahlendes Licht. Die Luft ist feuchtwarm und drückend, es riecht nach Erde und Ende.

„Don’t you know some flowers grow in the dark” singt Deniz Çiçek zu Beginn des fünften Studioalbums des Hamburger Duos Kraków Loves Adana. Auf „Darkest Dreams“ ist zu hören, was entsteht, wenn man sich kopfüber ins Innerste stürzt. Umgeben von Klängen aus Synthesizern, Beats und den elektronischen Gitarrenklängen Robert Heitmanns, bahnt sich Çiçeks beruhigend tiefe Stimme in zehn Liedern ihren Weg in hinterste Seelenwinkel.

Zwischen Dark Wave und Dunkel-Dream-Pop entstehen nachtschwarze Klanglandschaften, die etwa in „Don’t Ask Why“ an toll monochrome Molly-Nilsson-Momente erinnern. In „The Ocean Between Us“ verabschiedet Çiçek mit nostalgischen 80er-Synthie-Pop-Klängen eine von Anfang an vergängliche Sommerromanze, in „Paradise On Fire“ und „I Want To Want Nothing“ thematisiert sie den Umgang mit Schwermut, apathischen Momenten und einem möglichen Ausweg daraus. Im finalen Song „Darker Darkness” heißt es: „I wish I was a hurricane / Oh I wish I was as pure as death / So nobody could hold me / I need a darker darkness / I need a better end”. Memento Mori at its best, ein ziemlich guter Albtraum-Traum.

VÖ: 25. September 2020 via Kraków Loves Adana